Vom Würstelstand auf der Mariahilferstrasse zum Gürtel und dem Donaukanal…
13. 11.
Chelsea, Ken Stringfellow
„Wie wollt Ihr’s denn heute? Elektrisch oder Akustisch? Mit Unterwäsche oder ohne?“, beginnt Ken Stringfellow ironisch witzelnd sein Solo-Konzert im Chelsea. Doch als die Mehrheit der Zuseher im gut gefüllten U-Bahn Bogen (die legendären Auftritte des 43-jährigen Singer/Songwriter haben sich mittlerweile anscheinend herumgesprochen) für einen akustischen Auftritt plädiert, macht das Ex-„Posies“ - und aktuelle R.E.M.-Tourband-Mitglied mit seiner Ansage Ernst. Nach zwei Songs am Piano steigt Stringfellow von der Bühne und stellt sich mit seiner Gitarre einfach mitten ins Publikum, um das Konzert von dort (teilweise auch ohne Mikro) fortzusetzen. So entsteht im eh schon sehr kleinen Chelsea-Schlauch schnell eine Art Lagerfeuer-Atmosphäre. Ken Stringfellow hat aber auch die passenden Songs dafür parat. Neben dem exzellenten Indie-Pop Material seiner mittlerweile drei Solo-Alben hat der momentan in Frankreich lebende Musiker auch einige klug ausgewählte Covers (u.a. von der unterschätzten Sixties-Songwriterin Judee Sill) in sein Set eingebaut. Zählt man noch seine Performance-Qualitäten sowie die tolle Stimme hinzu, wird schnell klar, warum Auftritte des US-Amerikaners unter Insidern als echte Geheim-Tipps gelten. Und da war auch der Gig im Chelsea keine Ausnahme. Als Ken Stringfellow die Zuschauer mit der letzten Zugabe kurz vor zwölf in die laue Nacht entlässt, sind auffallend viele glückliche Gesichter in der Menge zu sehen.
Link-Tipp:
www.kenstringfellow.com
23. 11.
Thalia Mariahilferstrasse, Rudi
Klein/Claus Philipp
„Also, wir hatten da einmal eine
Zeichenlehrerin, die war echt kreativ. Sie hat Jimi Hendrix aufgelegt, und
gesagt, wir sollen dazu einfach assoziativ was malen. Leider war sie wegen
Ihres unkonventionellen Unterrichts nicht sehr lang an der Schule.“ Hat dieser
Lichtblick im ansonst öden und langweiligen Mal-Unterricht Cartoonist Rudi Klein dazu inspiriert, fortan
selbst seine Brötchen mit Zeichnen bzw. Karikaturen zu verbinden?
Wir wissen es nicht. Dafür erfuhr man aber
beim unterhaltsamen Talk in der Reihe „Von Büchern und Menschen“ zwischen Klein
und Standard-Redakteur Claus Philipp im Thalia-Bookshop u.a. dass Van Morrison-Fan Klein
schon zwei Jahre KEIN Buch mehr gelesen hat („interessiere mich jetzt mehr für
junge Frauen“), aber gerne mal einen Roman veröffentlichen würde. Prominente
Klein-Fans im leider nur spärlich gefüllten Auditorium: „News“-Cartoon-Kollege
Much sowie Neo-Volksanwältin Terezia Stoisits (die begeistert von einem
Fast-Treffen mit der englischen Königin Elizabeth II. berichtete). Beim
Würstelstand vis-a-vis fand der Abend dann einen gemütlichen Abschluss.
Link-Tipp:
www.kleinteile.at
26. 11.
Flex, Joan As Police Woman
Noch ein Geheimtipp. Obwohl ich zunächst mit dem ungewöhnlichen Bandnamen auch nichts anfangen konnte, ringt es einem schon Respekt ab, wenn man nachliest mit wem aller die Musikerin Joan Wasser schon auf der Bühne gestanden hat. Ob mit Lou Reed, Nick Cave, Sheryl Crow, Antony and the Johnsons sowie diversen eigenen Bands – diese Frau aus Brooklyn, NY, hat ihre musikalische Erfahrung bei einigen absoluten Größen gesammelt, also lassen wir uns von Ihrem Solo-Projekt einfach überraschen...
20.30 Uhr im Flex. Nur
wenige Zuschauer sind an diesem Sonntagabend schon so früh in den Club am
Donaukanal gekommen. Eine schüchtern wirkende Frau tritt auf die Bühne, setzt
sich ans Piano und legt los. Und wie. Ein toller Song nach dem anderen, und als
dann bei der dritten Nummer auch die Band, bestehend aus einem Schlagzeuger und
einer Bassistin, einsteigt, ist klar, dass sich dieser Trip ins Ungewisse
gelohnt hat. Mit viel Charisma, das man ihr auf den ersten Blick gar nicht
zutraut, tollen Songs und einer – wie schon erwähnt- fein eingespielten Band,
erobert Joan das Flex im Sturm.
Das Material stammt
hauptsächlich vom ersten Solo-Album „Real Life“, und auch als Joan Wasser gegen
Ende der Show für einige Songs an die Gitarre wechselt, bleibt die besondere Magie
bestehen, die auch das mucksmäuschenstille Publikum zu spüren scheint. Mit
einem gelungenen David Bowie Cover („Sweet Thing“) geht ein großer Abend würdig
zu Ende.
Link-Tipp:
www.joanaspolicewoman.com
Text: Robert Fischer; Fotos von Joan As Police Woman: Angie Höllerer