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"Gibt es die Platte zu kaufen?" "Nein, die ist schon vierzig Jahre alt." Ein mitgehörtes Gespräch bei einem von zwei ausverkauften Colosseum-Gigs in der Szene Wien, dem man vielleicht nur noch hinzufügen möchte: "Ja, aber die Musik hat nichts von Ihrer Faszination verloren!"

Dementsprechend voller Power und in bester Spiellaune geigte die Band fast in Original-Besetzung (Saxophonist Dick Heckstall-Smith starb im Jahr 2004) bei Ihrem Wien-Gastspiel auch auf. Angetrieben von der ungebrochenen Kraft des Schlagzeugers John Hiseman, seiner Frau Barbara Thompson an Saxophon und Klarinette, den mächtigen Vocals von Blues-Crooner Chris Farlowe sowie der instrumentalen Extraklasse von Gitarrist Dave "Clem" Clempson, Bassist Mark Clarke und Keyboarder Dave Greenslade ließ die Senioren-Band ordentlich die Puppen tanzen. Obwohl das Publikum sowieso fast nur aus Eingeweihten jenseits der 40 bestand, konnten so auch die Jüngeren schnell begreifen, warum Colosseum seit Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger zu den wichtigsten Vertretern des Jazz-Rock zählt. Sei’s drum, dass die Karriere der Band damals nur drei Jahre andauerte, und Colosseum in dieser Zeit nur fünf Alben veröffentlichte, das Konzert in der Szene Wien war der eindeutige Beweis, dass die grandiose Musik dieser tollen Gruppe das Ablaufdatum noch lange nicht erreicht hat. Klassiker wie "Theme For An Imaginary Western", "Stormy Monday Blues" oder die episch lange "Valentyne Suite" versetzten das Publikum in Verzücken, bevor im Zugabenblock John Hiseman wieder mit einem seiner typischen, langen Schlagzeug-Solos für Staunen sorgte. Fazit: Es hat schon viel unnötigere Comebacks gegeben, doch die Musiker/innen von Colosseum können in punkto Technik und Songwriting und vor allem Live-Performance noch ganz locker mit vielen aktuellen Bands mithalten. (Robert Fischer)