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neusiedler-see_001"Sag mal, Asterix, wo sind denn die Berge?" "Pst, Obelix! [...] Da drüben am anderen Ufer ist eine Stadt. (...)" "Die haben einen See hier?" - Die UNESCO Welterberegion im Burgenland mit dem Fahrrad erkunden wird als familienfreundliche Tour entlang des Neusiedler Sees angepriesen. Ein Erfahrungsbericht von Manfred Horak.

Erinnerungen an den Comic "Asterix bei den Schweizern" (Großer Asterix-Band XVI) wurden während der Teil-Umrundung des Neusiedler Sees per Fahrrad wachgerufen. Deshalb, weil der Burgenland-Tourismus diesen Radrundweg mit der Überschrift "Radfahren am pannonischen Steppensee im neusiedler-see_radrundwegAlpenland" versieht und als "familienfreundliche Tour entlang des Neusiedler Sees" bewirbt. Die geplante zu bewältigende Strecke betrug 63 Kilometer (siehe Abbildung) - von Purbach nach Mörbisch, dort mit der Fähre nach Illmitz und schließlich nach Neusiedl/See und wieder zurück mit dem Zug nach Wien. Eine wichtige Information seitens des Burgenland Tourismus soll an dieser Stelle nicht vorenthalten werden, die da lautet: "Die Radwege sind alle gut markiert, verfügen über Rastplätze und sind großteils asphaltiert. Das Streckenprofil der Radwege ist meist eben." [Längere Steigungen, die ebenfalls im Text angeführt wurden, betrafen diese Route nicht; Anm.] 

Du hast gesagt, es ist immer eben

Der erste Streckenabschnitt von Purbach nach Donnerskirchen ist nicht aufregend, aber zum Einfahren recht gut geeignet, da asphaltiert, da eben. Plan A bestand darin, möglichst zügig nach Rust durchzufahren und dort die erste Rast zu machen. Warum? Weil, wie am Plan leicht zu erkennen ist, die Fahrradstrecke von Purbach nach Mörbisch nicht direkt am See entlang neusiedler-see_002geht. Für die mutmaßlich schönere Strecke, jene am anderen Ufer, die auch am See entlang führen sollte, sollte daher mehr Zeit zur Verfügung stehen. Aber da muss man halt ein bisschen Tempo machen, am Anfang. Klar war auch, dass der angedachte beinahe-Rundweg in jeden Fall zu Ende gefahren musste. Ein Zurück gab es nicht. Vor allem deshalb nicht, weil die Teilstrecken von Donnerskirchen nach Oggau und von Oggau nach Rust alles andere als eben waren. Vor allem das letzte Stück nach Oggau hinein hatte es ordentlich in sich. "Du hast gesagt, es ist immer eben", wurde daher folgerichtig gemotzt, "und überhaupt, wo ist denn der See?" Ja, stimmt. Vom See war nichts zu sehen. Vielleicht, weil es zu hügelig war? Na, das kann ja noch heiter werden, wenn das so weiter geht.

Rust-Umfahrung mit Storchenschau

Oggau ist übrigens ein sehr hübscher, netter, kleiner Ort mit schönen Fassaden, nur halt sehr lang gezogen und für eine ebene Radstrecke extrem steil. Wenn man diese Hürde passiert hat, fehlt nicht mehr viel nach Rust, und zunächst geht es tatsächlich leicht bergab, in die Pedale neusiedler-see_003braucht man also nicht allzu viel treten. Zunächst. Denn dann kamen die Weintrassen. Hügelig. Dafür war auch der Neusiedler See zu sehen. In weiter Ferne zwar, aber immerhin. "Und du hast gesagt, es ist immer eben", wurde erneut gemotzt. Ja, komisch, und durch Rust kommt man leider auch nicht. Man fährt leider nur an einer Umfahrung vorbei. Das heißt, natürlich kann man mit dem Rad nach Rust fahren. Runter. Das hieße aber zurück zum Radweg ginge es wieder steil bergauf. Das wurde der Einfachheit halber ausgelassen und so konnte die schöne Ortschaft mit den vielen Storchnestern doch nicht besichtigt werden - einige Störche wurden dafür entlang des hügeligen Weinradweges gesichtet. Der nächste Streckenabschnitt führte nach Mörbisch zur Fähre. Abfahrtszeit: Alle 30 Minuten. Ziel: Illmitz.

Mehr See geht nicht

Auf der Fähre stellten sich erneut Erinnerungen an "Asterix bei den Schweizern" ein. Obelix fragt in dieser Geschichte ständig, wo denn die Berge seien. Er erlebte nämlich einen mächtigen Rausch und schlief als sie auf den Berg rauf sind - Obelix wurde rauf gezogen - und neusiedler-see-faehreerst, nachdem Asterix seinen Freund beim Abstieg als Schlitten verwendet hat und sie beide im See gelandet sind, ist Obelix wieder aufgewacht, was er mit den Worten quittierte: "Was? Wir sind immer noch im Wasser?" Die Berge in der Schweiz jedenfalls hat er nie gesehen. Am Schluss der Geschichte wird Obelix vom Druiden Miraculix gefragt, wie denn Helvetien denn so als Land sei. Die lapidare Antwort von Obelix: "Flach." Und so ähnlich kam man sich auch auf der ersten Etappe vor, da man kaum jemals den Neusiedler See zu Gesicht bekam, obwohl es doch der viel gerühmte Neusiedler See Radweg ist. Auf der Fähre dafür gab es den See freilich im Überfluss. Die Überfahrt stellte sich allerdings als ein nur mittelprächtiges Erlebnis heraus, noch dazu, da die Fähre unglaublich viel Dreck raus schleuderte, was einige Ölspuren mit sich zog, und die Fähre also wohl reparaturbedürftig ist. Einige nette Impressionen gab es dennoch und man bekommt auf jeden Fall einen hervorragenden Überblick über diese UNESCO Welterberegion.

Zicklacke und Stinkersee

oberer-oder-unterer-stinkerseeNein, man kommt mit der Fähre nicht in Illmitz an, aber man kommt an. Immerhin. Von der Fähre geht es zunächst einmal wieder nicht am Neusiedler See entlang, sondern gleich mal fünf Kilometer landeinwärts - nach Illmitz. Aber eben auch wieder nicht hinein in den schönen Ort, sondern umfahrungsmäßig. Am Weg dahin kommt man unter anderem an der Zicklacke vorbei, und man könnte auch in den Nationalpark hinein radeln - es gibt da einige spezielle Radrundwege - da jedoch im Vorhinein ungewiss ist, wie lange (und mühsam oder nicht) sich der restliche Routenverlauf nach Neusiedl/See gestaltet, wurde dieser Teil ausgelassen. Und da man sich erneut stetig vom Neusiedler See entfernte stellte sich ständig die eine Frage: "Na, wo ist er denn, der See?" Der Neusiedler See war tatsächlich kaum jemals zu sehen, führt der Radweg doch nicht nur entlang der Zicklacke, sondern auch am Unteren Stinkersee und am Oberen Stinkersee entlang. Ist auch schön. Sehr schön sogar. Und vor allem echtes Naturschutzgebiet. Übersicht über die Teilregionen und Vogelparadiese erhält man via (zum Teil mehrstöckige) Ausschauplattformen.

Willkommen in der Hölle

neusiedler-see---illmitz---ortsteil-hoelleDieser Teilbereich bietet sich geradezu an viele Fotos zu machen und sich die Gegend von oben anzuschauen. Irgendwann hat man das Gefühl im Nirgendwo gelandet zu sein, dabei war es doch nur die Hölle. Die Hölle, das gehört irgendwie zu Illmitz (obwohl nur wenige Kilometer von Podersdorf entfernt) und heißt wohl deshalb so, da es dort extrem sonnig war, richtig heiß. In der Hölle gibt es auch eine Art Buschenschank, also Nahrung, was zu diesem Zeitpunkt höllisch gut tat. Nach der Essenspause bei der kleinen, feinen Bewirtschaftung mit den vielen Freilandhühnern hieß es wieder in die Pedale treten, mit dem nächsten Ziel Podersdorf. Auf diesem Radwegabschnitt sieht man jede Menge Freilandkühe, Freilandziegen, Freilandschweine. Scheint also ein richtig freies Land zu sein, diese Neusiedler See Region. Podersdorf hingegen ist so ziemlich das Gegenteil von der Illmitzer Hölle. Tourismus bis zum Abwinken, da will man eigentlich nur schnell durch. Podersdorf hinter sich gelassen wurde es landschaftsmäßig nochmals richtig schön und der Radweg entpuppte sich als schön gemütlich. Das nächste Ziel wurde trotz alledem ungewollt zur letzten Etappe. Der Grund: Knapp vor Weiden am See platzte der Vorderreifen. 500 Meter vor der Bahnstation. Glück gehabt. Und so sind es dann halt doch keine 63 Kilometer mit dem Fahrrad geworden, sondern nur 61 neusiedler-see-radrundweg---die-letzte-etappeKilometer. In Weiden vis-á-vis von der Bahnstation befindet sich übrigens ein Café-Radlertreff mit einer großartig schmeckenden Honigtorte im Angebot. Und der Neusiedlersee? Der ist sicher ganz in der Nähe. Man sieht ihn nur halt nicht.

Text: Manfred Horak
Abbildung (Screenshot):
http://alpregio.outdooractive.com
Fotos: Manfred Horak, Simon Maurer

Der Original-Artikel in voller Länge ist auch als Blog-Beitrag auf MitOhneAuto nachzulesen.