Alle Jahre immer früher wieder, müsste es eigentlich heißen, erleben wir die weihnachtliche Reizüberflutung, sei es, dass in den Supermärkten im Oktober Christbaumbehang angeboten, oder aber aus jedem Lautsprecher, das teilweise schon ganz fürchterlich verunstaltete Weihnachtsliedergeduddel erklingt. All das ist Aufforderung genug, in einen, dann im Dezember gipfelnden, oft aber sinnentleerten Kaufrausch zu verfallen. Schon gehört? Heuer gab es trotz Wirtschaftskrise wieder Zuwächse im Handel.
Sich darüber Gedanken zu machen, was gutes Kabarett ausmacht und wie es eigentlich in der Realität mit dem sogenannten Weihnachtsfrieden aussieht, das war wohl Serge Falcks Stärke, als er vor einigen Jahren ein Weihnachtskabarett-Programm zusammenstellte. "Heuer schenken wir uns nichts" läuft nun schon einige Weihnachten lang mit großem Erfolg, am 20.12.2010 war die vorletzte Vorstellung im Stadtsaal Tulln. Wie man weiß, sind die Tullner nicht gerade das zugänglichste Publikum, der sonst so harte Kern konnte sich jedoch dem Charme der beiden hervorragenden Protagonisten Serge Falck und Sigrid Spörk als modernes Ehepaar nicht entziehen. Humorvoll wird da die Frage betrachtet, wer von den lieben Verwandten es überhaupt verdient, am Heiligen Abend eingeladen zu werden. Da gibt es Klassifikationen, die von emotionalen bis profitablen Überlegungen reichen; wer kann mit wem, wer würde den heiligen Frieden eventuell gefährden, wen muss ich einladen, was geschieht mit den "Exen" und den gemeinsamen Kindern, wäre es nicht besser gar niemanden einzuladen, weh oh weh, das kann ja heiter werden...
Heiter ging es u.a mit szenisch und musikalisch aufbereiteten Texten von Arthur Schnitzler, Egyd Gstaettner, sowie Hans Scheibner weiter, die Brieferlszene in der beide Schauspieler als Kinder verkleidet den Wunschzettel ans Christkinderl ablieferten war sicher eines der Highlights und erinnerte an die schon legendäre Babyszene von Otto Schenk und Helmut Lohner im Kinderwagen. Aber auch der kleine, feine Unterschied der beiden Geschlechter wurde aufs Korn genommen und wie wahr das doch alles ist, zeigte das Gemurmel unter den Zusehern - die Damen murmelten länger und mehr, die Herren grummelten kurz und auf den Punkt gebracht. Viele Szenen hatten die deutliche Handschrift von Serge Falck , ein Tausendsassa mit den Qualitäten eines Schauspielers, Sängers, Musikers und Entertainers, in Sigrid Spörk hat er natürlich eine perfekte, auch stimmlich präsente sympathische und vor allem blendend aussehende Partnerin gefunden, wozu einander dann noch etwas schenken, wenn man weiß, was man aneinander hat? Besinnlich klang der zweite Teil dieses anspruchsvollen 'Einmal-Anders' Kabaretts aus, ein großes Lob auch den mitwirkenden Musikern, die die Stimmung in Schwung brachten. Daher unser Tipp: Alle Jahre - in diesem Fall nicht früher - (hoffentlich aber) wieder(kehrend) anschauen! (Karin C. Ruprecht)