sudermann-soederberg-01Stampfen, Klatschen, Fingerschnippen mit Jolika Sudermann und Alma Söderberg in "A Talk" bei den Young Choreographers Series im Schauspielhaus beim Impulstanz 2011.

Zwei junge Frauen sitzen nebeneinander auf der leeren, abgetakelten Schauspielhausbühne auf Stühlen; ein einfacher Stampf-, Schnipp,- Klatschrhythmus, so fängt es an. Das Publikum und die Performerinnen haben Zeit, einander eingehend zu betrachten, ein Tänzchen der Hände wird hinter dem Geräuschfluss sichtbar; trotz der zahlreichen Wiederholungen wirken die Bewegungen in keinem Moment mechanisch, immer lebendig, Blicke werden beiläufig ins Publikum geworfen. Bruchlos wechselt der etablierte Rhythmus in etwas Neues, eine leichte Verschiebung, Sätze, Texte kommen auf und tauchen wieder ab, werden langsam zu Silben und Lauten zerbröselt, ein neues Thema entsteht, immer ist der Rhythmus dabei. In unprätentiöser Präsenz geben Jolika Sudermann und Alma Söderberg ein musikalisches Laut- Sprech- und Bewegungsstück, das immer neu mit Wechseln von Text zu Silbe zu Laut spielt, vom Gleichklang über Kanon zu Gegenstimme, mit leichtem Humor, mühelos aufgeführt in hoher Präzision und makellosem Unisono. Die Mischung aus Wiederholung und Variation hält uns atemlos und gut unterhalten, Sätze verschwimmen zu Lautgebilden, aus einer Replik wird ein neuer Rhythmus, eine Ukulele kommt ins Spiel. Themen kommen und gehen. Die Beiden haben sich außerdem eingehend damit befasst, was passiert, wenn der Satz abreißt, die Antwort in der Luft hängt, der Text wegbleibt: dieses minimalistische  Repertoire aus Äh's, Pausen und Blicken, die damit verbundene Bewegung wird zum Material, mit dem sie ihre Performance würzen. Es ist eine dramaturgisch gut durchdachte, unaufdringlich getanzte dreiviertel Stunde, die zwischen Musik und Schauspiel leise changiert, mit Choreografie als verbindendem Element. Es macht Spaß, zuzusehen, mitzuschwimmen, die unangestrengte Genauigkeit zu beobachten. Schließlich erheben sich die zwei Frauen, immer im Rhythmus, und gehen zur Tür hinaus und wir hören sie hinten, dann rechts, oben, links, bis sie auf der anderen Bühnenseite wieder auftreten, um sich Gelächter und verdienten Applaus abzuholen. (Text: Ina Rager; Fotos: Oliver Paul)

sudermann-soederberg-02Link-Tipp:
Impulstanz 2011