tony-rizzi-impulstanzGelungener Versuch, am bahnbrechenden Theater zu scheitern.

Wir sind in die 1980er Jahre zurückgefallen. Verbale und visuelle Provokation, Gags Schlag auf Schlag, Improvisation mit Publikumsanimation, an die Wände der kahlen Garage X getackerte Stoffbahnen in Girlanden, eine Projektionsfläche aus dicht an dicht geklebten Post-Its, mit Polaroids belichtet, überhaupt: Post-Its über und über, mit Zitaten beschriftet, drei Leitern, Scheinwerfer auf Wägelchen, eine vollgeräumte Bühne. Auf ihr der Performer Tony Rizzi in full swing, schon beim Einlass dabei, das Publikum zu bequatschen, Texte zu verteilen und zu proben, entrüstet, als eine Zuschauerin die Frage nach dem Befinden mit "very tired" quittiert.

Everybody is really tired - Do you want some Cocaine?

Sollte einem das hier wirr und sehr schnell vorkommen, ist dies einfach der Eindruck dessen, was die Show von Tony Rizzi, "An attempt to fail at ground breaking theater with Pina Arcade Smith", zu bieten hat. Sie ist eine theatralische Hommage an drei Performer, Rizzi gibt abwechselnd Jack Smith, den schwulen Prä-Warhol-Avantgardefilmer, und die New Yorker Autorin und Performerin Penny Arcade, einigermaßen undurchdringlich durchsetzt mit Kommentaren von Rizzi selbst.

Wenn die Regie nicht weiter weiß, benutzt sie gerne Trockeneis

Ergänzt wird das Ein-Mann-Trio von Irene Klein, dem Pina-Bausch-Lookalike, sie liefert launige Zitate der Grande Dame des Tanztheaters im Wechsel mit sehr pinamäßigen Tanzsequenzen ab, die Zigarette in der Hand. Es wird viel gelacht, jeder Satz ein Witz, der Tanz macht sich in der outriert-überdrehten Mischung aus Impro und offenbar hastig Geprobtem aus wie ein Fremdkörper. Die professionell getanzten Bewegungssequenzen scheinen ernst gemeint, vor dem Hintergrund aus Sarkasmus, Melodrama und bloßem Gejammer wirken sie entleert, sind nicht ernstzunehmen. Wieder draußen auf der Straße bin ich froh, nicht in New York zu sein, am mitternächtlich verlassenen Petersplatz weht eine leichte Brise, der kurze Heimweg mit dem Rad verbläst die Anstrengung dieser Zeitreise, wir haben 2011. Groß Scheitern ist eine Kunst; die hat Rizzi verpasst. (Text: Ina Rager; Foto: Thomas Brucher)

Kurz-Infos:
Tony Rizzi's Moving Productions
Impulstanz in der
Garage X , 10.,12. und 13.8.2011