Regisseur und Drehbuchautor Hal Hartley schuf mit "Fay Grim" einen Kinofilm, der Nachhilfe in Sachen schlechter Welt gibt. Oder, wie es so schön heißt: das Böse ist überall. Mitten im Geschehen dabei: Parker Posey und Jeff Goldblum. Von Tristan Jorde.
Schräge Optik, beunruhigende Musik und mittendrin eine nette, adrette Hausfrau (Parker Posey) aus Queens. Sie, Fay Grim, kommt so schlecht und recht durch ihr als mühselig zu bezeichnendes Leben. Der Mann verschwunden, der Sohn in Schulschwierigkeiten, der Bruder im Häfen. Dies sind die Ausgangspunkte des Fortsetzungsfilms von "Henry Fool" (1998). Die erklärte Regie-Absicht war auch eine Art Aufklärungsunterricht im Bereich "was sich außerhalb von Queens noch so alles in der Welt tut". Und der Film beginnt durchaus flott und witzig, man wähnt sich mitten in einer Agentenparodie in der Nähe von "Burn after reading". Allerdings sind die Effekte mutiger, die Geschichte schillernder und außerdem lässt sie in aller Absurdität immer die Möglichkeit offen, dass alles noch so Absurde trotzdem hätte passieren können. Dazu kommt die Auswahl der Schauspieler/innen, die sich angenehm vom Hollywood Mainstream und Mainlook abheben. Die nette Hausfrau von nebenan stolpert rund um einen scheinbar als Pornospielzeug fungierenden Handprojektor und eine mehr oder weniger freiwillige Reise nach Paris und Istanbul immer tiefer in ein internationales Geheimdienstkarussell mit all seinen kafkaesken Auswüchsen und lakonischen Letalitäten. Dass hinter all dem auch noch eine intensive Liebesgeschichte (der versoffene Poet lebt?) steckt, lässt Fay in ihrer ungewohnten Agentinnenrolle immer neue Grenzen sprengen und neue Wendungen einleiten, die schließlich sogar die hartgesottenen CIA Burschen vor fast unlösbaren Aufgaben stellen. Gewaltszenen in surrealer Zeitlupenstudie aufgelöst, dominante Zwischentitel zur Strukturierung der Geschichte und eine verstörende und zugleich betörende Begleitmusik geben dem Film viele zusätzliche, schöne Momente. Allerdings bricht der Film ungefähr zur Hälfte, entfernt sich immer mehr von der Agenten-Farce hin in einen dunklen, tödlichen Thriller. Angenehm, wie gängige Vorurteile (wo sind die Guten, wo sind die Bösen?) ausgelassen und die Banalität und Gnadenlosigkeit der Geheimdienste gezeigt werden. Menschen sterben im Vorbeigehen. Für höhere Bewertungs-Noten fehlen dem Film allerdings ein wenig die Übersicht im Gewurl der Handlungsstränge und die bessere Anbindung des ersten, (leichten, witzigen und auch zynischen) Teils mit dem dunklen, schweren Finale. Ein klein wenig zuviel des Aufklärungsunterrichts für naive Amerikaner/innen ist auch dabei, aber der erfolgt erfreulicherweise auf hohem filmischen Niveau. Über weite Strecken höchst unterhaltsam, Tiefe nicht aussparend ist mit "Fay Grim" ein guter Kinoabend sicher. (Text: Tristan Jorde; Fotos: © Poool Filmverleih) Film-Infos: Darsteller/innen: Parker Posey, Jeff Goldblum, James Urbaniak, Saffron Burrows, Sibel Kekilli, Nikolai Kinski, u. v. a. |
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