Eine von Kenneth Bi als Spielfilm getarnte Verbeugung vor den Zen-Trommlern des renommierten U-Theaters mit Jaycee Chan, dem Sohn des Action-Stars Jackie Chan, in der Hauptrolle des missratenen Bengels. Der durch die Trommelklänge angelockt zu einer in den Bergen abgeschieden lebenden Truppe und schließlich zu sich selbst findet. Der Gangsterbandenchefvater und sein verwöhnter Fratz - der Vater-Sohn-Konflikt ist immer wieder ein beliebtes Motiv mit Tränendrüsentendenz. Alles nicht sehr originell, aber gut gemacht und einen Besuch im Kino wert.
Du hast Recht, du bekommst es mit deinem Vater zu tun. Sid ist Schlagzeuger bei einer Band in Hongkong. Er bumst Carmen, weil sie die Geliebte des zwielichtigen Geschäftsmanns Stephen Ma ist. Prompt werden sie von ihm erwischt. Stephen Ma macht sich natürlich nicht selbst die Hände schmutzig, sondern überlässt das Sids Vater, dem Gangsterboss Kwan (Tony Leung Ka Fai), der ihm noch einen Gefallen schuldet. Kwans Zorn ist unberechenbar. Deshalb versuchen ihm sein Onkel Chiu und seine Schwester Sina zur Flucht zu verhelfen. Doch der hitzige Tölpel ist anscheinend zu blöd dafür. So schickt ihn sein Vater selbst unter der Bewachung von Chiu in die Berge. Sid hat eine große Klappe, nichts in der Birne und viel zu viel überschüssige Energie. Er trommelt, um mit dem Lärm die Welt auszublenden. Wir streben danach zu trommeln ohne zu trommeln. Im Wald auf dem Berg entdeckt Sid eine Gruppe von Trommlern und fühlt sich sofort von ihnen angezogen. Frech bittet er um Aufnahme in die Truppe. Zur aller Erstaunen wird ihm das von der Leiterin Lan Jie (Liu Ruoyu) auch gewährt. Doch bevor er trommeln darf muss er an seiner Einstellung arbeiten. Leben im Einklang mit der Natur heißt auf manchen Komfort verzichten, jeder muss hier einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten. Ihre Philosophie wird ebenso ruhig vermittelt wie der Einblick in Training, Meditation und Alltag. Mit Meister Sifu (Huang Chih-Chun) werden die verschiedenen Formen der Körperbeherrschung von Martial Arts bis zum Trommeln geübt, voller Konzentration und Hingabe. Doch so sehr dieses Leben eine starke spirituelle Seite hat, ist das keine Mönchsschule mit hartem Drill. Nach dem Training wird gemeinsam gekocht und am Lagerfeuer gesungen. Wie erwartet entwickelt sich der ungeduldige Sid langsam zu einem respektvollen jungen Mann mit neuem Namen "Tao". [Tao bedeutet Selbstverbesserung und ist neben "skill", der Fertigkeit, die zweite wichtige Komponente in der Kunst nach der Zen-Philosophie. Anm.] Ein neues Leben bedeutet noch lange keine Lösung eines Konflikts. So einfach ist das auch bei den Chinesen nicht. Während Tao die Haare geschoren werden, wird sein Vater im Gefängnis rasiert. Auf der ersten Station zur Welttournee, Hongkong, wird er erneut mit seiner Familie und dem Leben als Gangster konfrontiert. Im Jahr 2000 sah Regisseur Kenneth Bi eine Aufführung des U-Theaters und war von der Kraft ihres Auftritts hypnotisiert. Er besuchte sie in den Bergen, fand sie neugierig, offen und sanftmütig. Die Gründerin der taiwanesischen Gruppe, Liu Ruoyo, war sehr interessiert an der Idee eines Spielfilms, nachdem schon mehrere Dokumentationen über sie gedreht wurden. Sie spielt ebenso mit, wie der Trommelmeister Huang Chih-Chun und andere Mitglieder ihres Ensembles. Mit Jaysee Chan wurde ein optimaler Kandidat für die Rolle des jungen Helden gefunden. Er ist nicht nur Schauspieler und Sohn eines berühmten Vaters, sondern auch Musiker. Die Charaktere der Gangster-Welt in Hongkong sind ebenfalls gut besetzt. Es ist eine Freude allen Beteiligten bei dieser konzentrierten Mischung aus Leben und Spiel zuzusehen. Nach einer Tour durch verschiedene Filmfestivals (u.a. Sundance Film Festival 2008, Hongkong International Film Festival 2008, Filmfest München 2008 und Internationales Filmfestival Moskau 2008) kommt die "Reise des chinesischen Trommlers" nun auch in Österreich ins Kino. (Text: Christine Koblitz; Fotos: Filmladen)
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