Walter Kohut in der Hauptrolle als widerlicher, rechtsextremer Wiener Gemüsehändler ist im Rahmen der Edition "Österreichischer Film" auf DVD erhältlich. Die Regie führte Peter Patzak nach einer Buchvorlage von Helmut Zenker.
"Man wird über den Herrn Karl lachen und weinen, man wird ihn verdammen und bemitleiden, man wird ihn zitieren, man wird ihm - als höchste Bestätigung seiner Gültigkeit - auf Schritt und Tritt begegnen", meinte einmal Hans Weigel über diesen von latenten Opportunismus geprägten Angestellten eines Feinkostgeschäfts, entworfen im Jahr 1961 als "menschlichen Zustand österreichischer Färbung" von Helmut Qualtinger und Carl Merz. Im Jahr 1979 erschien ein weiterer Herr Karl auf der Leinwand, ein Wiener Gemüsehändler über den man kaum lachen konnte, zumindest nicht in der Art wie über den Herrn Karl von Merz/Qualtinger. Karl Kassbach ist aber auch kein Opportunist, sondern Mitglied der rechtsextremistischen Organisation Initiative. Als ich den Film erstmals sah (ich muss so 13, 14 gewesen sein) habe ich mich gefürchtet. Nicht nur vor Kassbach, sondern generell von seinem Umfeld. Vor dieser Boshaftigkeit und Dummheit, vor dieser Menschenverachtung und Kälte und vor allem vor dieser latenten Gewaltbereitschaft. Jetzt, 30 Jahre später, hörte ich Sätze in dem Film, die ein Jörg Haider ebenfalls von sich gab und die thematisch von der H.C.Strache-Partie thematisch fortgeführt werden (man lese sich nur mal deren "Sagen aus Wien" durch). Da stellt sich nun die Frage: Hat sich der Ziehvater des rechtsextremen Terrorismus vom Film Kassbach inspirieren lassen oder beruhen die Dialoge im Film (z.B. jene Szene bei der Vereinsgründung) wiederum auf die LTI - auf die Sprache des Dritten Reichs, oder "nur" auf Aussagen von österreichischen Politikern nach dem Zweiten Weltkrieg? Wie gerne würde ich schreiben, dass der Film Kassbach veraltet sei, geändert hat sich aber leider kaum etwas - man möchte sogar meinen, im Gegenteil, denn agierte die Initiative im Film im Geheimen und führte sie ihre Vereinssitzung in einem Hinterzimmer aus, so sitzen sie heute im Hohen Haus - einer sogar als Dritter Nationalratspräsident. Und doch hat sich etwas geändert. Wien hat sich geändert. Die im Film stets präsente Tristesse, diese Abgeschnudeltheit und diese Vielzahl an baufälligen Gebäuden sind zumindest zu einem großen Teil verschwunden - auch das hat freilich mit Politik zu tun, berührt halt nur eine andere (Sinnes)Ebene. Karl Kassbach jedenfalls ist ein Widerling und Walter Kohut stellte diesen Widerling auf beängstigend geniale Art und Weise dar. (Manfred Horak)
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