Beim Kinderfilmfestival Wien wird nicht mit Mainstream-Produktionen um junges Publikum von 4 bis 14 Jahren gebuhlt, sondern mit besonders wertvollen Filmen aus diesem Genre, dies bereits zum 24. Mal. Gezeigt werden heuer 16 Filme aus den Niederlanden, Frankreich, Skandinavien, Russland, Ecuador, China, den USA und Österreich in insgesamt 48 Vorstellungen.
Neben der Wettbewerbsschiene werden vier weitere (ältere) Filme gezeigt rund um die Begrifflichkeit "Gefühlte Wirklichkeiten". Behandelt wird dabei im Besonderen das Thema Farbe und Licht im Film. Der bekannteste Film in dieser Kurzreihe ist auch der mit Abstand älteste, nämlich "Der Zauberer von Oz" aus dem Jahr 1939 von Regisseur Victor Fleming und mit Judy Garland in der Hauptrolle. In einem interaktiven Vortrag wird ergründet warum es im "Zauberer von Oz" sowohl Schwarzweiß- wie Farbsequenzen gibt, und warum die Farben so knallig sind und warum die böse Hexe grün ist und einen schwarzen Hut trägt. Ähnliche Fragestellungen ergeben sich auch zum belgischen Film "Wo ist Winkys Pferd" aus dem Jahr 2007 von der Regisseurin Mischa Kamp. Zum Beispiel: Warum ist Winkys Gesicht beim Reiten so hell? Kurzum: Den Kindern wird gezeigt, dass Licht und Farbe im Film nicht zufällig verwendet werden. Ausnahmslos neue Filme hingegen sind im Wettbewerbsprogramm zu sehen.
Gibt es überhaupt schlimme Kinder?
Eröffnet wird mit der turbulenten niederländischen Komödie "Bennie Stout" von Regisseur Johan Nijenhuis (empfohlen ab 6 Jahren). Ein Film, der ebenfalls eine Frage aufwirft, nämlich ob es schlimme Kinder überhaupt gibt. Kurz zum Inhalt: Bennie wartet wie alle Kinder gespannt auf den Nikolaus und seine Geschenke. Noch mehr aber wünscht er sich, dass sein Vater von der Arbeit nach Hause kommt. Der ist jedoch nicht auf dem Schiff, das ihn aus Spanien zurückbringen sollte. Da greift Bennie zu einem Trick. Der Nikolaus hat ein großes Buch mit den Namen der Kinder, die etwas Schlimmes angestellt haben. Und weil der Nikolaus die schlimmen Kinder auf seinem Schiff mit nach Spanien nimmt, trägt sich Bennie kurzerhand in dieses Buch ein. Doch bevor das Schiff lossegelt, kommt alles anders als geplant.
Familiengeheimnis
Ein weiterer filmischer Höhepunkt beim Festival ist die finnisch-schwedische Produktion "Iris" von Regisseurin Ulrika Bengts (Altersempfehlung: 8 bis 12 Jahren). Iris lebt mit ihrer Mutter, einer bekannten Malerin, in Stockholm des Jahres 1890. Als diese zu einer Ausstellung nach Paris aufbricht, wird Iris zu ihrem Onkel auf die entlegene Insel Åland geschickt. Das frühreife, verzogene Mädchen, das es mit der Wahrheit nicht immer genau nimmt, passt sich nicht leicht an das einfache Leben auf der Insel an. Ganz nebenbei lüftet sie ein Familiengeheimnis, das ihre Mutter jahrelang vor ihr und der Welt verborgen hielt.
Immer die Wahrheit sagen
Als dritter großer Höhepunkt des Festivals sei an dieser Stelle noch die österreichische Produktion "Das Pferd auf dem Balkon" von Regisseur Hüseyin Tabak nach Motiven des gleichnamigen Romans von Milo Dor erwähnt, das beim Festival zur Uraufführung kommt und außer Konkurrenz gezeigt wird. Zum Inhalt: Mika (dargestellt vom wunderbaren Enzo Gaier) liebt Mathematik, sagt immer die Wahrheit und muss zu einer ganz bestimmten Uhrzeit sein Essen bekommen. Das macht ihn zum Außenseiter und zum Ziel für Hänseleien seitens seiner Schulkameraden. Eines Nachts hört er ein Wiehern im Hof des Gemeindebaus, in dem er mit seiner Mutter (hervorragend: Nora Tschirner) lebt. Und siehe da, auf dem Balkon des Nachbarn steht ein Pferd! Plötzlich befindet sich Mika inmitten einer Geschichte, in der eine indische Prinzessin, ein glückloser Glücksspieler und natürlich das Pferd eine Rolle spielen und Mikas Leben von Grund auf verändern werden. Für das Festival empfiehlt sich übrigens besonders der (übertragbare) Festivalpass zum Preis von 28 Euro, der für 10 Vorstellungen in den drei Festivalkinos Cine Center, Cinemagic und Votiv Kino gültig ist. (Text: Manfred Horak; Fotos: Petro Domenigg, KIFI)
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Kinderfilmfestival Wien