In "Arbitrage" mimt Richard Gere einen Hedgefonds-Manager, der ordentlich Mist gebaut hat und mit allen Mitteln sein Gesicht wahren will - Opfer inklusive.
Der Begriff Arbitrage ist wohl für den Großteil der Zuschauer ein Fremdwort - nicht so für Nicholas Jarecki, Drehbuchautor und Regisseur des gleichnamigen Films. Der 33-jährige Filmemacher wuchs nämlich in einer Familie auf, die in der Finanzwelt zuhause ist und die auch mit einem jener Instrumente vertraut sein dürfte, welche diese so schwer durchschaubar macht. Wenngleich Arbitrage noch eine relativ einfache Konstruktion ist: Dabei wird der Preisunterschied einer Ware an verschiedenen Orten ausgenutzt, indem sie irgendwo auf der Welt zu einem günstigen Preis gekauft und - theoretisch gleichzeitig - an einem anderen Ort teuer verkauft wird. Eigentlich ein Geschäft ohne Risiko, todsicher.
Irgendwann macht aber selbst der gerissenste Spekulant einen Fehler und wenn er Pech hat geht es um Millionen, wie im Fall des von Richard Gere gespielten Hedgefonds-Managers Robert Miller. Irgendwie wird der sich da aber schon wieder herauswinden, denn er scheint es gewohnt zu sein, an jedes noch so unangenehme Problem lösungsorientiert und mit kühlem Kopf heranzugehen. Außerdem hat er neben dem lukrativen Job auch noch eine liebende Familie, die in jeder Situation hinter ihm steht - wie praktisch, dass seine Tochter (Brit Marling) ebenfalls im Management der Firma sitzt. Seine Frau (Susan Sarandon) scheint sich in ihrem Luxusleben ganz wohl zu fühlen, wenngleich sie sich manchmal mehr Zeit mit ihrem Mann wünscht.
Doch dann begeht Miller einen weiteren Fehler, der keinesfalls wiedergutzumachen ist: Seine Geliebte (Laetitia Casta) - ja, die schöne Fassade beginnt langsam zu bröckeln - stirbt durch seine Schuld bei einem Unfall. Anstatt sich nach dem Schock zu stellen, vertuscht er die ganze Sache und nützt dafür einen Schützling aus, der ihm einen Gefallen schuldet, aber dadurch selbst in grobe Schwierigkeiten gerät.
Richard Gere verkörpert in Jareckis Regiedebüt einen Hübschling, der sich und seiner Familie scheinbar alles zu bieten hat, aber mit der Zeit und den zunehmenden Verstrickungen, Bestechungen und Lügen immer kälter wird und sich um die Opfer, die er dabei hinterlässt, keinen Deut schert, egal wie nahe sie ihm einmal gestanden haben mögen. Zu Beginn des Films wirkt er noch wie ein Mann, der es allen recht machen will. Die Wandlung vom liebenden Familienvater zum berechnenden Eisklotz, dessen Hauptanliegen es ist, aus jedem Problem als Sieger hervorzugehen, ist nicht ganz glaubwürdig und geht jedenfalls zu schnell. Deshalb bleibt das Mitfiebern aus - der Zuschauer hätte kein Problem damit, sollte der fesche, skrupellose Spekulant doch alles verlieren. Am Ende bleibt nicht viel mehr als die simple Erkenntnis, dass manche Menschen über Leichen gehen, um die Fassade zu wahren. Daran ändert selbst das Staraufgebot wenig. (Text: Alexandra Rotter; Fotos: Polyfilm)
Film-Tipp:
Arbitrage
Bewertung: @@@
Regie & Drehbuch: Nicholas Jarecki
Mit: Richard Gere, Susan Sarandon, Brit Marling, Tim Roth u. a.
100 Minuten, Farbe
Verleih: Polyfilm
Kinostart Österreich: 15. Februar 2013