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Guter Ratz - Böser Ratz
Colin Sullivan (Matt Damon) und Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) sind Martin Scorseses Vorkämpfer, wenn nicht Auslöser für ein Phänomen welches man „Rattenkönig“ bezeichnet. Die Ratte als solche, stellt das wichtigste Symbol des Filmes dar.
Beide Protagonisten lassen sich in derselben Polizeischule ausbilden, ohne einander jemals zu begegnen. Sullivan ist am Ende seiner Ausbildung ein tüchtiger, angesehener Sakkopolizist; bei Costigan, der eigentlich diesen Posten angestrebt hat, ist es anders. Seine kriminelle Familiengeschichte wird als Grund für einen „Spezialauftrag“ missbraucht.
Gesetz und Verbrechen verknoten sich zu einem Rattenkönig
Colin Sullivan ist seinem Mafiaguru Frank Costello (Jack Nicholson) verpflichtet, weil dieser Sullivans Karriere gefördert hat. Billy Costigan muss, auf der anderen Seite, seine Familienbürde bei Frank abtragen. Somit ergibt sich eine seltsame analoge Verpflichtung und Verflechtung zwischen den Beiden. Colin Sullivan ist ein Spion in der Sicherheitszentrale Bostons und Billy Costigan ist ein vom Staat beauftragter Spitzel in der Mafiaszene. Gesetz und Verbrechen verknoten sich derartig miteinander, dass man sehr schwer entscheiden kann, wer Ethik und Moral auf seiner Seite hat. Und genau das ist auch das Faszinierende an diesem Film. Er zeigt deutlich die natürliche Konstituierung von Gegnern ohne viel Schwarz/Weiß Malerei.
Matt Damon ist Leonardo DiCaprio zu ähnlich
Schauspielerisch zeigt sich der Film hochrangig besetzt. Die schon genannten Namen unterstützen Mark Wahlberg, Martin Sheen, Alec Baldwin, etc.
Sowohl Mark Wahlberg, als auch Martin Sheen bilden ein überzeugendes Polizistenduo, bei welchem man sich wünscht, es gäbe mehr Szenen zwischen ihnen.
Alec Baldwin ist, trotz Bierbauch, attraktiver denn je. Möglich, dass man ihm dieses Mal seine Männlichkeit deutlicher abnimmt. Auch Leonardo DiCaprio scheint sich aus seinem Loverboy Image befreit zu haben und liefert ein beeindruckendes Sittenbild eines verzweifelten Moralisten. Der einzige Schwachpunkt in Punkto Besetzung ist meines Erachtens Matt Damon. Er ist zu "gebügelt". Unterscheidet sich kaum von seinen bisherigen Rollen und ist Leonardo DiCaprio vom Typ her zu ähnlich. Ein Edward Norton oder Christian Bale wären mit Sicherheit spannendere Rivalen gewesen. Martin Scorsese macht es aber wieder gut, indem er den Beiden eine Freundin schenkt, verkörpert durch Vera Farmiga, die sozusagen die einzige wirkliche Verbindung zwischen den Beiden darstellt und schlussendlich auch zu deren Verhängnis wird.
Bevorstehender Oscarkampf zwischen Eastwood und Scorsese
Martin Scorsese beweist wieder sein Talent für derbe Sprache und anspruchsvolle Action. So wie es in Amerika aussieht, ist „The Departed“ ein sehr heißer Tipp für die kommende Oscarverleihung. Neben Clint Eastwoods „Flags of our Fathers“, sticht er auch anspruchsvoller hervor; mit einem kritischeren und nicht so offensichtlichen Kommentar zum Thema Gewalt, Terror und Krieg. (pdc)
Originaltitel: The Departed
USA 2006
Im Kino ab 8.12.2006
Schauspieler:
Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Martin Sheen, Vera Farmiga, Mark Wahlberg, Alec Baldwin
Regie:
Martin Scorsese
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