Linda Hanson, dargestellt von Sandra Bullock, verliert sich vollkommen im quantentheoretisch anmutenden Zeitkontinuum. Bei ihr beginnt die Woche mit Donnerstag, springt dann über zum Samstag, dann wieder zurück zu Dienstag und so fort. Als Zeitmaschine dient der Schlaf bzw. Lindas Aufwachen aus diesem. Die Regel des Musters, welches sich durch die vorerst befremdliche Zeitspringerei abzuzeichnen beginnt, lautet: "Ehemann tot / Ehemann lebt". Irgendwo dazwischen befindet sich der Augenblick seines Todes. Diesen dient es herauszufinden und natürlich zu verhindern. Der Plot wird metaphorisch durch ein Puzzlespiel angedeutet, in welchem wir uns zusammen mit Sandra Bullock befinden. Die Tage, die Ereignisse, sind wie einzelne Puzzleteile. Das Zusammensetzen führt zu einem Überblick über das Gesamtgeschehen und somit zu einer neuen Haltung den tragischen Begebenheiten gegenüber.
Der Film fasst sich bereits in seinem amerikanischen Original-Titel zusammen. Das Einzige was man zum Titel noch hinzufügen könnte, wäre ein gemütliches Adjektiv aus dem Stammbaum "unnecessary". Wenn man den Trailer gesehen hat, so kennt man fast jede überraschende Wendung und sehnt sich nur noch nach der Auflösung. Was macht den Film nun interessant? Fans von Sandra Bullock schwören auf die herausragende Leistung bei der Darstellung einer überspannten Hausfrau. Ob in den Foren sich nun Branchenleute der Firma Sony befinden, um andere, vernichtende Aussagen zu relativieren, mag nur kurz vom Leuchtturm der Konspirationen bestrahlt werden. Man kann aber in der Tat die Leistung Bullocks nicht abwerten, sie ist die Einzige die sich treu bleibt und bis zum Schluss den Überblick über die Geschichte behält. Was kaum verwunderlich ist, denn ihre aggressiven Zeitsprünge machen alle Figuren um sie herum zu Opfern ihres psychotischen Rätsels, ohne selbst die Gelegenheit zu haben Entscheidungen zu treffen.
Ihr Filmehemann, Julian McMahon, hat weitaus weniger Spaß an der Geschichte. Er finanziert für Linda und seine Kinder ein Heim, um sich dann nach getaner Arbeit zu langweilen, in seinen Beruf zu flüchten und eine Affäre mit einer Arbeitskollegin anzufangen. Die Haltung seiner Frau, als auch seiner Geliebten gegenüber, ist unablässig distanziert, sodass man bei ihm schon homosexuelle Tendenzen vermuten könnte. Eine derartige Offenbarung hätte dem Film nicht geschadet, vielleicht sogar plausibler gemacht. Auch wenn das Buch versucht die Banalität der Handlung durch eine originell anmutende Struktur zu brechen, so verliert sich Sandra Bullocks tagesspezifische Amnesie in der Lächerlichkeit der Todesvorzeichen.
Als Schlüsselszene dient ein gemeinsamer Familienabend mit Kindern. Wo Linda ihre Töchter auffordert Julian ein zweites Mal vor dem Schlafengehen zu Umarmen. Er ist natürlich erfreut seine Töchter an sich zu drücken, aber auch sichtlich verstört durch Lindas offensichtliche Manipulation der Kinder. Dieser Appell verdeutlicht den Kommunikationsbruch zwischen Ehemann und Ehefrau am Stärksten und Eindrucksvollsten. Auch der Aspekt des endgültigen Abschieds hallt hier natürlich mit, doch den Zauber der Akzeptanz und die Einsicht in die bevorstehenden Dinge kann erfreulicherweise nicht mehr gebannt werden. Die Frage, die sich Linda stellt, ob es auch bedeutet ein Mörder zu sein, wenn man von einem Unfall weiß, diesen aber willentlich nicht verhindert, zielt auf ein Ende ab, von welchem man dann doch noch hofft überrollt zu werden.
Premonition: Die Vorahnung fügt sich reibungslos in die Thriller-Reihe der letzten Jahre ein. Nicht sonderlich originell, aber auch nicht gänzlich stumpfsinnig wie Fortsetzungen von Horrorfilmen aller Art, oder Halloween-Adaptionen. Der Regisseur Mennan Yapo ist ein Neuling in Hollywood und hat wohl in Punkto Mitspracherecht viel einstecken müssen, anders kann ich mir die endgültige Kinoversion nicht erklären. Bei der Vermarktung erscheint der Trailer der perfekte Lockvogel zu sein, denn die beachtlich erfolgreichen Boxofficedaten der ersten Wochen [in den USA; Anm.] sind nur irreführende Boten in Punkto Qualität. (Patryk Dawid Chlastawa)
Film-Infos:
@
USA 2007
Regie: Mennan Yapo
Drehbuch: Bill Kelly
Schauspieler: Sandra Bullock, Julian McMahon, Nia Long, Marcus Lyle Brown, Marc Macaulay, Peter Stormare