hausmannskost buchcoverViele österreichische Freizeitköche haben heftige Vorurteile gegen Kochbücher aus Deutschland. Sie mutmaßen nicht zuletzt kulinarische Gründe, warum jährlich Millionen Deutsche in Österreich urlauben, bloß zur Erholung von Wirsing, Klöpsen und Schmand.

Die Textierung des Bandes „Hausmannskost“ vom Verlag Zabert Sandman in München ist schlicht abstoßend, da vertreibt wieder mal ein Verlag seinen Fortdruck beim kleinen Nachbarn. Schon der Umschlagtext "Futtern wie bei Muttern!" kann Frau und Herr Österreicher nicht wirklich beglücken. In der Tonart geht es leider weiter: Perlgraupen (Rollgerste?), Pfannkuchenstreifen (Fritatten?), Bohnen (Fisolen?), Schweinebauch (Bauchspeck?), Hackfleisch (Faschiertes?) usw. Hinter Steckrüben (Kohlrabi?), Spitzkohl (?), Mettwurst (Rohwurst?) im bundesdeutschen Sprachgebrauch und eben Schmand (Sauerrahm?) bin ich trotz Hilfe eines Mannheimer Freundes noch nicht letztgültig gekommen.

Erste Lieben

Nach Anfangshürden zur Kernaussage: Die Rezepte sind tadellos. Hervorheben will ich, umgekehrt vorurteilskonformes Wiener Schleckermaul, die Süßspeisen. Verschiedene Arten von Pudding ohne Einsatz von Puddingpulver sind unvergleichlich gut. Am Schnitzel- und Tafelspitz-Rezept samt Beilagen ist selbst aus hiesiger Perspektive nichts auszusetzen. Nur: Der Wiener Chefkoch Reinhard Gehrer machte das halt vor Jahren in seinem Buch "Feine Küche für zwei" eleganter. Er fügte die jeweils regional üblichen Ausdrücke seinen Rezepten bei. Seit dessen Erscheinen 1995 trägt dieses Buch bei mir das Gebrauchsgütesiegel "kitchen-proof". Ich verglich identische Alltagsrezepte: Matjes nach Hausfrauenart zum Beispiel. Leider führt das nicht weit, Matjes gehört zweifellos dazu, aber schon am weißen oder roten Zwiebel scheiden sich die Geister, gleichfalls an Schnittlauch oder Dille.

Gut, zweiter Versuch an einem Klassiker: Forelle blau mit Wurzeln. Ha! Einigkeit bei der Beilage Salzkartoffeln. Die deutsche Variante nur mit Essig statt Wein, mit Kren statt Schalotten. Kann man mögen. "Hausmannskost" ist ein typischer, wohlfeiler Einsteigerband in Kochgefilde jenseits der Mikrowelle. Da macht er im Vergleich zu vielen anderen sehr gute Figur, mit der auch ein wenig routinierter Koch seine Gäste beglückt. Mit den Erfahrungen am Herd wachsen Geschmacksnuancen und Ansprüche. Und dafür gibt es dann weiter führende Kochbücher. (Monika Gentner)

Buch-Tipp:
Hausmannskost
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Kochbuch
Verlag Zabert Sandman München,