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jankowski_bawagDie BAWAG Foundation zeigt die erste Einzelausstellung von Christian Jankowski in Österreich. In "And Now for Something Completely Different" sieht man den subversiven Humor des Künstlers, der die Rolle von Kunst, Politik, Unterhaltung und globalen Vermarktungsstrategien gründlich hinterfragt.

 

 

 

Auf durchaus sympathische Weise bringt Christian Jankowski dabei arglose Menschen dazu, an der Entstehung seiner Arbeiten teilzunehmen. Der notorische Medien- und Kunstprovokateur durchleuchtet sozusagen den Betrieb, indem er ihn sich aneignet. Fortgesetzt sucht er hinter Klischee, Kitsch und Konvention den authentischen Ausdruck, im Falschen das Richtige, mit dem Risiko der totalen Selbstüberforderung, der Lächerlichkeit und des Scheiterns.

Jagd auf Lebensmittel

jankowski_8In "Die Jagd" pirscht sich der Künstler mit Pfeil und Bogen bewaffnet durch die Gänge eines Supermarkts, schießt sich ein gefrorenes Huhn, ein Waschmittel, ein Joghurt und schiebt schließlich den Einkaufswagen voller Trophäen zum Ausgang, wo die Kassiererin die Waren ungerührt am Pfeil von dem Warenband in den Korb hebt und über die Registrierautomatik zieht. Gedreht in der Ästhetik eines Amateurfilms lebt die Arbeit durch die Spannung von absurder Handlung und banaler Alltagsrealität.

Alles auf eine Zahl setzen

jankowski_11bFür "Spiel mit Sponsorengeld" geht er mit dem Geld der Sponsoren ins Casino, spielt Roulette und setzt alles auf eine Zahl. Am Ende verwendet er Kartoffeldruck, um die Logos der Sponsoren am Cover abzubilden. In "Kochstudio" verstrickt er den deutschen Talkmaster, Produzenten und Fernsehkoch Alfred Biolek in ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Die Installation geht auf eine Performance zurück, die 2004 im Neuen Berliner Kunstverein stattfand, in der die Künstlerküche zum Fernsehstudio wurde und mehrere Verschiebungen und Überlagerungen stattfanden. Jankowski dreht die Rollen um und lädt den Fernsehkoch in seine Küche ein, wo sie  gemeinsam Bohnensuppe kochen, über den Zusammenhang von Fernsehen, hoher Kunst und Trivialität philosophieren und sich Ausschnitte seiner Videos ansehen. In Jankowskis bescheidener Berliner Küche sind nun in der Ausstellung  Monitore platziert, die vier Perspektiven der Performance in Realzeit zeigen: als Totale, Halbtotale, Close up und Timecode. Das Material der Videoaufzeichnungen ist so ungeschnitten und unbearbeitet wie die Zwiebeln am Anfang der Kochaktion - Video als Ur-Substanz der Mediensuppe, die sich der Betrachter des Werkes zusammenreimt.

Der Tag, an dem wir uns trafen

jankowski_9cIn den vier Videoclips der Karaoke Installation "The Day We Met" spielt Jankowski alle gängigen Klischees der Liebe durch und schreibt sich subversiv und unterhaltsam in die globale Massenunterhaltung ein. Die Arbeit besteht aus einem Kubus aus Sperrholz, darin eine Karaoke Bar mit Sitzgelegenheiten, Mikrophonen, Discokugel und einer riesigen Auswahl an Liedern. In "Kunstmarkt TV" nimmt er sich den Homeshoppingkanal vor. Mit völlig bizarren Argumenten wird Kunst als kommerzielle Ware angepriesen und die Mechanismen des Homeshoppings wie auch des Kunstmarkts ins Schleudern gebracht. Die mehrstündige Aktion fand mit Unterstützung eines Internet-TV-Senders während der Art Cologne statt. Für "China Painters" fand der Künstler seinen kongenialen Partner in der chinesischen Kopistenkolonie Dafen, dem künstlerischen Äquivalent zu chinesischen Akkordschneidereien oder Massenschustereien: Rund 10.000 Maler produzieren hier Gemälde für den Massenmarkt. Jankowski lädt Kopisten ein, Bilder für das neue Kunstmuseum zu malen. Die Gesamtinstallation beleuchtet einerseits das kulturelle Selbstverständnis der Kopisten und belegt auch das Fehlen eines gesellschaftlichen Konsenses: über Museen und die Kunst, die darin gezeigt werden sollte. Gleichzeitig werden die Werke der Kopisten wieder mit der Kunstwelt in Beziehung gebracht.

Gitarren, wohin man sieht

jankowski_10Auch in "And Your Bird Can Sing" reflektiert Jankowski globale wirtschaftliche Verflechtungen und den darin eingebetteten Kulturtransfer. In einer chinesischen Fabrik, die CD-Player produziert, lässt der Künstler unter den Arbeitern einen Gitarrenwettbewerb stattfinden. In den 35 bunten Gitarren der Wandinstallation ist der jeweilige musikalische Auftritt nun abgespeichert. Das Video "Rooftop Routine" fängt die Magie eines New Yorker Novembermorgens ein, in dem sukzessive 25 Menschen beginnen, auf verschiedenen Dächern Manhattans Hula-Hoop zu tanzen. Die Arbeit ist eine Referenz an die Performance der 70er Jahre und bezieht ihre Wirkung aus dem langsamen kommunikativen Aufbau. Gedreht wurde sie während der Performa 2007 in New York. Mit Dan Graham beschäftigt sich  die Soundarbeit "Das Lachen von Dan Graham". Jankowski hat 2008 ein Gespräch mit Dan Graham aufgenommen, daraus sein Lachen destilliert und zu einem Loop verarbeitet. Das Lachen des Dan Graham ist eine lapidare, unprätentiöse und lakonische Soundarbeit. Ein absurder Loop aus einer wirklich schrägen Tonsequenz, der faszinierend merkwürdig und skurril die Ausstellung begleitet. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. (pt)

Ausstellungs-Tipp:
Christian Jankowski - And Now for Something Completely Different
19.
März bis 24. Mai 2009
Di – So (11 bis 18 Uhr)
Do (11 bis 20 Uhr)
BAWAG Foundation
Wiedner Hauptstraße 15
1040 Wien
EINTRITT FREI