Tag des Denkmals 2024 WUK Hof Foto Wolfgang Thaler

Am Tag des Denkmals 2024, das am 29.9. unter dem Motto HAND//WERKgedacht+gemacht steht, öffnen Eigentümer:innen die Pforten zu sonst nicht oder nur eingeschränkt zugänglichen Denkmalen.

Tag des Denkmals 2024 HAND//WERK gedacht+gemacht

Restaurierung als Grundlagen des nachhaltigen und denkmalpflegerischen Tuns steht am 29.9.2024 im Mittelpunkt, um die Vielfalt des kulturellen Erbes in Österreich zu entdecken. Präsentiert werden am Tag des Denkmals 2024 rund 300 Programmpunkte in ganz Österreich bei freiem Eintritt. Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes, freut sich, "dass wir dieses Jahr mit dem Motto HAND//WERK gedacht+gemacht die Vorteile nachhaltiger und traditioneller Handwerkstechniken – verbunden mit Restaurierungen an speziellen Objekten, die am letzten Sonntag im September zu sehen sein werden – präsentieren können." Der Stellenwert des Handwerks aus den Perspektiven Regionalität, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit kann gar nicht groß genug hervorgehoben werden, denn ohne die Qualifikation der Expert:innen aus den Bereichen Handwerk und Restaurierung wäre eine individuelle Baudenkmalpflege nicht möglich. Das Wissen über traditionelle Handwerkstechniken und regionale, natürliche Materialien ist unverzichtbar für die Bewahrung des österreichischen kulturellen Erbes, wirkt sich positiv auf den Umgang mit Ressourcen aus, hält Gebäude reparaturfähig und hilft dabei, Investitionskosten zu optimieren. Nicht zuletzt dient der Tag des Denkmals auch dazu, die Bedeutung des kulturellen Erbes im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. "Wir sehen, wie wichtig es ist, das Bewusstsein für Denkmalschutz und Denkmalpflege laufend zu schärfen und sind stolz, dass uns dies schon ein Stück gelungen ist. Diese erfreuliche Entwicklung bestätigt unsere Arbeit", so Christoph Bazil.

Tag des Denkmals 2024 in Vorarlberg und Tirol

Beginnen wir mit unserer Kurzführung mit jeweils zwei Empfehlungen pro Bundesland in Vorarlberg. Das sanierte Welzenbacher Haus ist ein beeindruckendes Beispiel der Bregenzer bzw. Alpinen Moderne und ein wichtiger Bestandteil im architektonischen Werk von Lois Welzenbacher. Die Sanierung hebt den einzigartigen Mix der Stilepochen der 1920er Jahre hervor und zeigt das Gebäude in seinem ursprünglichen Charakter. Bei den Führungen erfährt man einiges über die Suche nach Hinweisen zum Originalzustand und dem Bauprozess - immer in der Auseinandersetzung von Bestand und neuen Anforderungen in einem Ärztehaus. Der Jüdische Friedhof in Hohenems wiederum, dessen Geschichte bis ins Jahr 1617 zurückreicht, ist ein bedeutendes kulturhistorisches Denkmal und Teil des jüdischen Viertels in Hohenems. Mit über 500 Gräbern, von denen 370 Grabsteine erhalten sind, ist er ein eindrucksvolles Zeugnis der jüdischen Geschichte in der Residenzstadt. Am Tag des Denkmals finden diesbezüglich zwei Führungen zum Thema "Steine der Erinnerung" statt.

Tag des Denkmals 2024 Jüdischer Friedhof Hohenems

Tirol wiederum – egal ob Burgruine, Kirche, Werkstatt oder Museum – hat seine individuellen Qualitäten und erzählt einzigartige Geschichten über die Vergangenheit dieses Bundeslandes, wie z.B. die Liebfrauenkapelle am Friedhof St. Nikolaus in Hall, auch Schneiderkirche genannt. Ausgrabungen haben in den letzten Jahren nicht nur Reste der Kapelle freigelegt, sondern auch eines mittelalterlichen Gebäudes, in das sie gebaut wurde. So erzählt das Denkmal zwei Geschichten, die beide eng mit mittelalterlichem Handwerk verbunden sind. Das im frühen 14. Jahrhundert entstandene Haus ist seit fast 600 Jahren nicht betreten worden und ist über drei Geschoße mit all deren Oberflächen gut erhalten. Wie eine geräumige Felshöhle zu einer Burg ausgebaut wurde, sieht und erfährt man in der Schlucht von Finstermünz, einst eine der wichtigsten transalpinen Wegverbindungen. Die Führungen thematisieren genau das, die Wichtigkeit als Passübergang und die Restaurierung der Burg.

Tag des Denkmals 2024 in Steiermark und Kärnten

Tag des Denkmals 2024 Orgel TrofaiachZahlreiche Rundgänge, Besichtigungen und Workshops rund um Handwerk und Geschichte gibt es freilich auch in der Steiermark. Das Geburtshaus des Schauspielers Alexander Girardi wird nach Jahren des Leerstands saniert und einer neuen Nutzung zugeführt. Die Kunstuniversität Graz plant hier die "intimste Bühne der Stadt", deren Intendanz ganz in den Händen von Studierenden liegen wird. Am Tag des Denkmals werden die Architektin, Bauforscher und Fenstertischler vor Ort sein, um zu erklären, wie mit der historischen Substanz gearbeitet werden kann. Zu bestaunen gibt es am Tag des Denkmals auch die älteste Orgel in der Steiermark, die Orgel der Dreifaltigkeitskirche in Trofaiach. Die letzte Instandsetzung liegt ein halbes Jahrhundert zurück und erfolgte ohne Respekt vor dem historischen Bestand. Um das wertvolle Instrument spielbar zu erhalten, wird es nun auf höchstem handwerklichem Niveau restauriert. Führungen geben dabei Auskunft zum Thema Orgelbau.

In Kärnten bietet sich zunächst eine Fahrt nach St. Georgen im Lavanttal an. Auf der Westseite der Koralpe befindet sich einer der bekanntesten römerzeitlichen Marmorsteinbrüche im Südostalpenraum. Der Steinbruch gibt heute Aufschluss über die Arbeitsschritte, die zum Marmorabbau erforderlich waren. Die für die Steingewinnung erforderlichen Werkzeuge waren bereits damals Schlägel, Meißel, Keile, Brechstangen, und Sägen, als Messwerkzeuge dienten Winkel und Lineale. Am Tag des Denkmals zeigt Archäologe Stephan Karl Schrämspuren und Inschriften. Einen Besuch wert ist auch der Tiffnerhof bei Feldkirchen. Infolge des Tavernrechts konnte mittelalterlichen Wallfahrer:innen auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela Wein ausgeschenkt werden. Da das Geschäft florierte, wurde der Hof gegen Ende des 16. Jahrhunderts repräsentativ ausgestaltet. Viele zeittypische Details der Renaissancezeit, wie zum Beispiel Arkadengänge, Sgrafittoputze und Gewölbe mit floralem Stuck, haben sich bis heute erhalten.

Tag des Denkmals 2024 in Salzburg und Oberösterreich

Holzhandwerk in einem alten Sägegebäude gibt es hingegen in Fusch an der Glocknerstraße zu entdecken. Seit 20 Jahren bietet die Mühlauersäge in Salzburg einen umfassenden Einblick in die Welt des Holzes, vom Samen bis zum fertigen Produkt. Besucher:innen bekommen bei Führungen die Funktionalität und Handhabung der traditionellen Werkzeuge erklärt und können alte Holzhandwerksberufe und ihre Techniken aus früherer Zeit erleben. Das Unmögliche möglich machen steht im Keltenmuseum Hallein im Mittelpunkt, wenn der Restaurator Dirk Böckmann bei einem Workshop zeigt, wie das Zusammenfügen einer zerbrochenen Glühbirne funktioniert. Darüber hinaus gibt es spannende Einblicke in die Handwerkstechniken der Kelten vom Dürrnberg, die zeigen, wie Restaurierungskompetenz praktisch angewendet wird.

Tag des Denkmals 2024 Lehar-VillaRestauriert wurde im oberösterreichischen Bad Ischl auch die Lehár-Villa. Der authentische Charme dieses Gebäudes, mit den besonderen ästhetischen und haptischen Qualitäten der Oberflächen, konnte trotz erheblicher baulicher Maßnahmen erhalten und fortgeführt werden. Unter der Leitung von Landeskonservator Mag. Resch, Museumsleiterin Maria Sams und den Architekt:innen kann am Tag des Denkmals die Villa besichtigt werden. Das antike Lauriacum, heute Enns, gehört seit 2021 zum UNESCO-Welterbe als Teil des westlichen Donaulimes. Neben militärischen Einrichtungen umfasste das Lager auch zivile Siedlungsbereiche. Die Welterbeführung des Museums Lauriacum zeigt Handwerkskunst und das Leben der Soldaten anhand von Ausgrabungsfunden wie Werkzeugen und Produktionsabfällen.

Tag des Denkmals 2024 in Niederösterreich, Burgenland und Wien

Noch weiter zurück reicht der Blick im niederösterreichischen Aggsbach-Dorf. Im Steinstadel gibt es einen "Blick aufs Meer" in Form von Fossilien. Vor über 300 Millionen Jahren war Österreich von Ozeanen und Meeren bedeckt, ehe sich das (vorläufig) letzte vor sieben Millionen Jahren zurückzog. Übrig blieben versteinerte Organismen – Pflanzen und Tiere, die oft tief in den Gesteinsschichten verborgen liegen. Wie viel Fachkenntnis und Fingerspitzengefühl das Handwerk des Präparators erfordert, diese Funde fachgerecht zu bergen erfährt man am Tag des Denkmals. In Führungen werden prachtvoll präparierte Fossilien aus allen Geologischen Zeitstufen und Bundesländern Österreichs gezeigt. In Österreich, konkret in der UNESCO Welterbe Kurstadt Baden, befindet sich auch das weltweit einzige Museum in einem ehemaligen Badehaus, das Arnulf Rainer Museum. Der klar gegliederte Bau des Frauenbades von 1821 basiert auf einem Entwurf von Charles de Moreau, einer der führenden Architekten des französischen Klassizismus. Seit 2009 ist es dem in Baden geborenen Künstler Arnulf Rainer gewidmet. Am Tag des Denkmals gibt es die Möglichkeit einen tieferen Einblick in das Kunstmuseum zu bekommen.

Einzigartig in Österreich ist hingegen die Uhrenstube Aschau im Burgenland, die eine Sammlung von Turmuhren und Bratenwendern zeigt. Sammlungsobjekte werden in der eigenen Werkstatt des Museums restauriert und am 29.9. wird Interessierten das traditionelle Uhrmacherhandwerk nähergebracht. An diesem Tag öffnet sich auch die ehemalige Synagoge und Schloss Kobersdorf. Mag. Peter Adam, Leiter des Landeskonservatorates Burgenland, erläutert an diesem Tag die kulturhistorische Bedeutung der restaurierten Objekte. Von besonderer historischer Relevanz ist die sonst nicht öffentlich zugängliche Schlosskapelle mit ihrem bedeutenden Bestand an mittelalterlicher Wandmalerei. Im Anschluss wird die ehemalige Synagoge von Kobersdorf besucht. Bei der umfassenden Generalsanierung kam nicht nur bei den erhaltenen historischen Teilen der Ausstattung traditionelles Handwerk zur Anwendung.

Tag des Denkmals 2024 Foto Manfred HorakFehlt nur noch Wien mit seinen 54 Programmpunkten. Eine davon ist der Abteilung für Konservierung und Restaurierung des Bundesdenkmalamtes vorbehalten. Besucher:innen haben die einmalige Gelegenheit, bei einer Führung hinter die Kulissen zu blicken und die vielfältigen Werkstätten des Amts zu erkunden. Anhand aktueller Projekte werden unterschiedliche Herausforderungen der Restaurierung vorgestellt, wobei die Bedeutung traditioneller Handwerkstechniken besonders hervorgehoben wird. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das WUK: Werkstätten- und Kulturhaus, das ursprünglich als Lokomotiv- und Maschinenfabrik genutzt, danach fast 100 Jahre als technische Fachschule mit angeschlossenen Versuchs- und Forschungsanstalten geführt wurde und heute ein vielseitiges Kulturzentrum ist, Heimstätte für rund 150 in Selbstverwaltung arbeitende Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen. Am Tag des Denkmals werden Führungen und handwerkliche Workshops angeboten, z.B. in der Buchbinderwerkstatt kr:ob – Verein für Buchkunst mit dem Mini Buchbinde-Workshop "Wir machen Hefte". In diesem Workshop wird gezeigt, wie man ein wunderschönes Heft mit Rückenstichheftung bindet. Jede Teilnehmer_in nimmt am Ende des Workshops ein gebundenes Heft mit nach Hause als Erinnerung an den Tag des Denkmals 2024. //

Text: Manfred Horak
Fotos: Gemeinnützige Österreichische Baukulturstiftung (Orgel Trofaiach), Irene Hofer Bundesdenkmalamt (Lehár-Villa), Manfred Horak (kr:ob Buchbinderwerkstatt), Walser Fotografie (Jüdischer Friedhof), Wolfgang Thaler (WUK Hof)

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