Sante D'Orazio präsentiert seine Fotos im Kunsthaus in Wien im Rahmen einer großangelegten Schau, es werden rund 160 Werke des amerikanisch-italienischen Fotografen gezeigt. Für Sante D'Orazio fuhren sie alle aus der Wäsch', die Schönen, die noch viel Schöneren und die ganz ganz Schönen. Viel nackte Haut hat die Ikone der Fotografie abgebildet. "Natürlich habe ich auch Landschaften fotografiert, nur, die will eben niemand sehen", meinte Sante D'Orazio im Gespräch. "Deshalb, und weil ich ja auch Geld verdienen muss, die Rechnungen bezahlen sich nicht von alleine, arbeite ich eben mit bekannten Gesichtern und Körpern." Als ob es notwendig wäre sich zu verteidigen fügt er an: "Ich habe aber auch mit vielen Menschen gearbeitet die zur Zeit der Aufnahmen noch keine Stars waren - aber später zu Ikonen der Alltagskultur wurden (siehe Pam Anderson; Anm.)." Bescheidenheit ist eben eine Zier und dem Fotografen der nicht nur Ikonen schuf sondern selbst zur Ikone wurde steht sie eben ganz besonders gut.
Viele der großteils Schwarz/Weiß-Fotos entstanden mehr oder weniger spontan, berichtet der Fotograf. Wobei unter spontan zu verstehen ist, dass es keinen Masterplan für die Fotos gab sondern sich die Bilder quasi ergaben, weil das Licht stimmte, weil der Gesichtsausdruck eben in genau jenem Moment passte oder weil die Location entsprach. "Wenn ich die Wahl habe, in einem Studio zu fotografieren oder einen Tag am Strand mit dem Objekt meiner fotografischen Begierde zu verbringen, dann wähle ich natürlich den Tag am Strand". Leicht nachzuvollziehen diese Aussage.
Wie er es denn schaffte, dass all die "Beautiful People" für ihn die Kleider ablegten? "Ganz einfach: Wenn die Stimmung passt und die Chemie stimmt ist das alles kein Problem, auch wenn ich selbst oft erstaunt bin wie einfach es geht." Zu seinen Lieblingsbildern gehört jenes auf dem Axl Rose, Frontman von "Guns'n'Roses", nur mit einem Totenkopf vor seinem Gemächt posiert. Auch die Bilder der Baywatchnixe Pamela Anderson zählen auch heute noch zu seinen Lieblingsbildern, obwohl, so D'Orazio: "Heute würde ich vieles anders machen". Wer auch einmal den Obermacho Mikey Rourke Hand in Hand mit einem Mann sehen will, hier hat er die Möglichekeit dazu. Eines der beeindruckensten Fotos zeigt den Womanizer beim Bummeln mit Jon Enos. Sante D'Orazio war auch für die "Rolling Stones" tätig und egal ob es sich um Soloaufnahmen der alten, aber immer noch rollenden Steine oder um Gruppenbilder der Rockdinos handelt....privat und intim sind sie auf alle Fälle.
Sante D'Orazio ist sich seines Status bewusst und wenn aus seinen Selbstporträts so etwas wie Eigenliebe und Selbstverliebtheit spricht dann ist es eben auch ein Zeichen für den Mann, der es geschafft hat, nicht nur Ikonen zu (er)schaffen, sondern, wie bereits erwähnt, selbst zur Ikone zu werden.
Sehenswert sind die Bilder allemal - auch wenn sie sich bei oftmaliger Betrachtung schnell abnützen. (akro)
Buchtipp:
Zu der Ausstellung erschien auch ein Katalog mit einem sehr spannenden und direkten Gespräch (Interview), das Sante D'Orazio mit Damien Hirst im August 2006 geführt hat.
Ausstellungstipp:
Kunsthaus Wien
Sante D'Orazio - Photographs
Bis 25. Februar 2007, täglich von 10 bis 19 Uhr.