Eigentlich war die Oma an allem Schuld. Denn damit Joschi keine Fluchworte mehr verwendet, solle er sich dafür doch ein anderes Wort überlegen. Was durch das gewählte Wort "Gruselfurzwuselpupsel" ausgelöst wird, konnte ja niemand ahnen... - Christine Nöstlinger hat mit "Die Sache mit dem Gruselwusel" ein lustiges und wenig gruseliges Buch über Kinderängste und Geschwisterliebe geschrieben.
Weil Joschi ein Angsthase und Mizzi ein furchtloses, mutiges Mädchen von fünf Jahren ist, kriegen sich die beiden öfters mal in die Haare. Außerdem kann der Bub nicht glauben, dass sich seine Schwester wirklich vor nichts fürchtet und bastelt ein Gespenst, welches Mizzi erschrecken soll. Mit dem Wort "Gruselfurzwuselpups" erweckt Joschi die Spukgestalt ungewollt zum Leben und hat es nun mit einem nach Aufmerksamkeit schreienden Baby-Gruselwusel zu tun. Illustriert wird die Erzählung über Joschi und das Gespensterkind in farbenfrohen, lebendigen Bildern von Franziska Biermann. Obwohl auf jeder zweiten Seite eine Spinne herumkrabbelt, wirken die Zeichnungen keineswegs beängstigend, sondern sind Bilder voller versteckter kleiner Details.
In bekannter Nöstlinger Manier, mit einigen ungewöhnlichen und witzigen Wort- bzw. Satzkombinationen, liest sich die Geschichte über den kleinen Gruselwusel, der nie zufrieden ist, immer Hunger hat und ebenso ein Feigling wie Joschi ist. Weil Joschi den Gruselwusel schimpft, weil er die Wand vollgekritzelt hat, beginnt dieser zu weinen und so fühlt sich der Junge plötzlich verantwortlich dafür das kleine Gespenst zu trösten. So wechselt Joschi ganz unbemerkt die Seite, übernimmt die Rolle des Beschützers und beginnt dadurch Mut und Stärke zu zeigen.
So kann er sich auch gegen die strikten großmütterlichen Ansichten stellen, welche den Gruselwusel kompromisslos in den Müll verbannt haben. Die Oma ist es dann auch, die die beiden Geschwister unbewusst zu einem Herz und einer Seele macht. Denn als Mizzi das Gespensterchen sprechen und jammern sieht, hilft sie Joschi dabei eine Mama für den Kleinen zu basteln. Gemeinsam halten sie mit ihrem Geheimnis auch vor den Eltern dicht, welche die Autorin nach klassischen Rollenmustern gestaltet hat. So wundert sich die Mutter ständig über die von Gruselwusel in Unordnung geratenen Dinge, welche der Vater anhand von Logik versucht zu erklären.
Nach der Erweckung von Mama Gruselwusel fliegen die beiden Gespenster Hand in Hand davon. Und Mizzi gesteht nun das erste Mal ihre Furcht vor den Gruselwusels, die sogar soweit geht, dass sie in Joschis Bettchen schlafen möchte. Klar, als großer Bruder beschützt er sie natürlich, weil seine Angst durch diese ganze Aufregung ein bisschen weniger geworden ist.
Christine Nöstlinger hat ein bodenständiges und liebevolles Buch über die kleinen Probleme unter Geschwistern geschrieben, die sich durch eine gemeinsame Aktivität ganz schnell in Zusammengehörigkeitsgefühl und Liebe verwandeln können. Das Buch ist für Kinder von 5 bis 8 Jahren geeignet und für alle die Joschis Ängste und Probleme teilen, gibt es noch eine nette Gruselwusel-Bastelanleitung und Sticker dazu. (Daniela Unfried)
Buch-Tipp:
Christine Nöstlinger: Die Sache mit dem Gruselwusel
Illustratorin: Franziska Biermann
Bewertung: @@@@@
Altersempfehlung: 5+
Verlag: Nilpferd in Residenz (2009)