Ruth Moschner wurde dort sozialisiert, wo sich die Welt noch mit Lockenwicklern retten lässt - im deutschen Privatfernsehen. Den hysterischen Alltag hinter den Kulissen einer täglichen Talk-Show kombiniert sie mit einer Langzeitbeziehungskrise.
Was ihm die Gelegenheit gibt, sich in ihr Dekolleté zu stürzen, das aus zwei perfekt geformten Granatäpfeln besteht, die sie großzügig an die frische Luft gesetzt hat. Hanna tritt ihren neuen Job als Redakteurin der täglichen Talkshow von Cordula Reiss an. Figürlich genetisch etwas benachteiligt (oben nichts, dafür hinten umso mehr) stellt sie fest, dass man in der von Männern dominierten Welt besser vorankommt, wenn man das Haar lang, vorzugsweise blond und den Ausschnitt üppig trägt. Eine Erkenntnis, die nicht unbedingt für die Intelligenz der männlichen Bevölkerung spricht, aber keineswegs neu ist. Dass sich jede Frau mit etwas Aufwand in diese Form bringen lässt, wissen wir bereits aus den ungleich unterhaltsameren Tagebüchern von Bridget Jones. Im Unterschied zu Bridget Jones hat Hanna allerdings schon einen Mann, mit dem sie auch zusammenlebt. Ihre Beziehung ist, wie man so sagt, eingeschlafen. Wer seinen Liebsten "Klausi" nennt, darf sich darüber nicht wundern. Er revanchiert sich mit "Hanna-Mausi" und dem Beobachten des Paarungsverhaltens seiner beiden Leguane. Da nützt auch die Lackkorsage aus dem Sex-Shop nichts. Schließlich habe ich nicht mehr ewig Zeit, um den wirklich richtigen für mich zu finden. Derweil halluziniert sich Hanna eine Affäre mit dem selbsternannten Sangeskünstler Trent herbei. Beruflich darf sie alle Demütigungen bis zur Zwangsverpflichtung als Talk-Gast erleiden. Nach dem Rausschmiss am einen Tag kommt das Angebot für eine eigene Sendung am Nächsten. Auf die überstürzte Trennung vom Freund folgt natürlich eine Versöhnung für das Happy End. Auch die klischeehaften Figuren rundherum zeigen - oh Überraschung - bei näherer Betrachtung fast menschliche Züge. "Vollblondige Businen" - die gegenderte Wortspielerei im Titel könnte einem schon zu denken geben. So sympathisch Ruth Moschner als Moderatorin und Comedy-Frau im Fernsehen ist, so oberflächlich ist ihr Erstlingswerk. Was im schnellen Comedy-Format unter Umständen das Zwerchfell zum Beben bringt, hinterlässt als Roman ein schales Gefühl zwischen Fernsehschmalz und Fernsehschalk. Obwohl durchaus gekonnt niedergeschrieben, mangelt es der ganzen Geschichte einfach an Spannung. Verkaufen lässt sich das Ganze anscheinend trotzdem gut, schließlich wurde der Roman soeben als Taschenbuch neu aufgelegt. Ja, und einen eigenen Fan-Club hat Frau Moschner auch. (Christine Koblitz)
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