Christian Y. Schmidt hat seine China-Kolumnen aus taz und Titanic überarbeitet und als kleinen Lehrgang von der Vorschule bis zum großen China-Abitur aufgebaut. Sie können jederzeit eine Klasse überspringen ohne dass jemand ihre Eltern verständigt, nehmen damit aber schwere Defizite im nützlichen Angeberwissen über "Übungs-China" (Singapur), "China" und "Spaß-China" (Hongkong) in Kauf.
Den lustigen Titel hat - wie so oft - der Verlag zu verantworten. Im Vorwort wird auch gleich mit diesem Vorurteil aufgeräumt. Bei den Pekingern ist das "r" sogar der Lieblingsbuchstabe, der auch gerne hinten an die Worte drangehängt wird. In weiterer Folge könnte man allerdings den Eindruck bekommen, die Chinesen seien ein Volk aus lauter Rüpeln. In der Stadt, wie am Land, wobei die Pekinger im Rüpeln besser sind als die Leute aus Shanghai, weil die Pekinger sowieso alles viel besser können. (Das liegt nicht daran, dass der Autor in Peking lebt.) Rüpeln inkludiert lautes Schreien, Rotzen und sich laut über Langnasen oder - in Abwesenheit solcher - über das eigene Volk lustig machen. Der Staat versucht das zu regulieren, d.h., er erlässt Vorschriften, z. B., dass man nicht im Schlafanzug auf die Straße gehen soll. Was die Chinesen trotzdem mit großer Freude tun. Die Damen bevorzugen noch weniger Kleidung und das durchsichtig. Wer nämlich nur ein bisschen über das Internet in China Bescheid weiß, der lädt sich Software runter, mit der man über Proxy-Server sämtliche Internetblockaden des 'Great Firewall of China' einfach umgehen kann. Zensur ist deshalb auch der falsche Name für das, was mit dem chinesischen Internet geschieht. Es sollte Fortbildungsmaßnahme oder Intelligenztest heißen. Wird etwas vom Staat verboten, kommt es einer Empfehlung gleich und die Druckereien und Presswerke legen für den Schwarzmarkt Sonderschichten ein. Manchmal werden westliche Produkte dabei sogar noch verbessert. Das Schauen von raubkopierten DVDs ist jedenfalls nie langweilig. So gibt es angeblich eine "Bridget Jones 2" DVD mit Piano-Untertiteln, was der Autor nach sechs Fehlkäufen aber noch nicht bestätigen konnte. Die Chinesen lieben es zu feiern, egal ob Weihnachten oder Neujahr - Hauptsache ausgiebig und mit viel Lärm. Sie begeben sich auch in die Natur, wenn sie angemalt ist und machen Fotos davon, wenn Verwandte in verkrampfter Körperhaltung im Bildausschnitt stehen. Zhè gè chāo A dē láo lì shì tài guì lè. Yŏu pián yì diăn dē jiă huò? - Diese Qualitätsfake-Rolex ist mir zu teuer. Haben Sie keine normalen Kopien? Trotz aller Überheblichkeit der Chinesen, die mit ihren 1,3 Milliarden Einwohnern geringfügig in der Überzahl sind, liebt Christian Y. Schmidt dieses Land und vor allem seine Übersetzerin. Das ist gut, denn schließlich ist sie seine Frau. Sie hat auch den gesamten China-Crashkurs auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft. Im Anhang gibt es noch die wichtigsten Sätze für die Praxis, ein ordentliches Stichwortregister und eine Empfehlung für weitere China-Literatur, also jede Menge zusätzlicher Information. (Christine Koblitz)
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