Der einstige französische Widerstandskämpfer und KZ-Überlebende, sowie Mitverfasser der UN-Charta der Menschenrechte (1948), verstarb im Alter von 95 Jahren in der Nacht des 26./27. Februar 2013 in Paris: Stéphane Hessel.
Ein zorniger junger Mann von 94 Jahren empört sich zu Recht. Die außergewöhnliche Biografie des ehemaligen deutsch-französischen Résistance- Kämpfers und Staatsmanns Stéphane Hessel, der in seinem Leben viele Abgründe und Höhepunkte des Mensch-Seins vereint, macht auch die Faszination seines dünnen Büchleins aus. Von Tristan Jorde. Die politische Unfähigkeit der herrschenden Machteliten Freimütig bekennt er ein, dass er im Spätherbst seines Lebens noch einmal Zorn und Empörung in sich aufsteigen fühlt angesichts der himmelschreienden Ungerechtigkeit in dieser Welt und der mit ihr einhergehenden politischen Unfähigkeit der herrschenden Machteliten. Es könnte ihm, der jahrelang als Berater im engsten Kreis der politischen Macht agiert hat, völlig egal sein, wie die nachfolgenden Generationen ihre Welt organisieren oder eher gegen die Wand fahren. Ist es ihm aber nicht. Er ruft auf zur Sammlung der angeblich wehrlosen Einzelnen, zur empathischen Solidarität und ständigen aktiven Verteidigung der grundlegenden, universellen Menschenrechte. Und diese Rechte sieht er im Spiegel des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts dramatisch gefährdet. Genauso wie er die ständig sich vergrößernden Unterschiede zwischen Arm und Reich als eine fundamentale Bedrohung unserer Zukunft sieht. Die Empörung kanalisieren Aber auch die grausame militärische Unterdrückung in den palästinensischen Gebieten benennt er als höchst ungerecht, menschenrechtswidrig und empörend. Und in der Umweltzerstörung sieht er ebenfalls eine bedrohliche Entwicklung für unseren scheinbar schrankenlos konsumistischen Kapitalismus. Er gibt den jüngeren Generationen Hinweise, wie sie ihre Empörung kanalisieren und in Widerstandsaktionen fließen lassen können. Zusätzlich plädiert er dabei trotzdem leidenschaftlich für einen gewaltlosen Aufstand, und so sehr er die Gegengewalt gegen Unterdrückung auch aus seiner eigenen Geschichte heraus versteht, so ruft Hessel doch zu einem friedfertigen Wandel auf. Und der Wandel ist dringend nötig. Rasch, umfangreich und eben friedlich. Und nicht zuletzt um ausufernde gewalttätige Entwicklungen noch abwenden zu können. Das kleine Buch - zusätzlich mit einem hilfreichen Anmerkungsteil und der spannenden Biografie von Hessel versehen - ist leidenschaftlich, menschlich und aufrüttelnd geschrieben. Mit der zornigen Energie eines ganz jungen Mannes. 94 Jahre jung. Selten war es so wertvoll und wichtig, sich dem Appell eines Grandseigneurs anzuschließen: Empört euch! (Text: Tristan Jorde; Foto: Amazon Video)
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