peter-boelke-jazzpianoDie Bedeutung und Entwicklung des Jazz-Pianos steht im Zentrum des umfangreichen und top bebilderten Ohrbuchs (Buch und vier CDs) "Black & White - The Jazz Piano". Unter die Lupe genommen werden die Anfänge aus den Saloons in St. Louis im späten 19. Jahrhundert bis hin zum Jazz-Rock in "Bitches Brew" von Miles Davis.

Was wäre Jazz ohne Klavier? Eine ausführliche Beantwortung auf diese Frage liefert das wunderschön aufgemachte Buch "Black & White", das nicht nur wertvolle Informationen liefert und rare Fotos zeigt, sondern auch auf vier CDs die Entwicklung des Jazz Pianos zu Gehör bringt. Man kennt die Bilder aus unzähligen Spielfilmen. Ein Saloon, Bordell oder Hotel (manchmal war es auch ein All-in-one). Westernhelden und Ganoven. Und wenn jemand auf die Walze vom Player-Piano schoss, spielte es eine flotte Melodie. Diese lebendige, durchkomponierte Musik - die natürlich auch live von (zumeist schwarzen) Pianisten in derartigen Etablissements gespielt wurde - gilt bekanntermaßen als Vorläufer von Jazz und stand für einen synkopierten Piano-Stil. Mit der linken Hand spielte der Pianist den Beat, mit der rechten spielte er hingegen fortlaufend die Synkopen - und das nannte man in jener Zeit eben "ragging". Tom Turpin - er wird als erster wichtiger Einfluss der Prä-Jazz-Ära genannt, veröffentlichte als erster schwarzer Pianist eine seiner Kompositionen - den "Harlem Rag". Das ist schon lange her und man neigt gerne dazu solche musikhistorisch relevanten Ereignisse irgendwie mit einem "na, wenn schon" abzutun, aber Musiker wie Tom Turpin, und natürlich auch Jelly Roll Morton, Scott Joplin und James P. Johnson sollte man nach Möglichkeit nicht nur dem Namen nach kennen. Jelly Roll Morton mag vermutlich vom Namen her der bekannteste der Genannten sein, Scott Joplin aber schrieb die großen Hits, die mitunter auch heute noch geläufig sind, sei es sein "Maple Leaf Rag" oder vor allem "The Entertainer", der auch als Soundtrack für den Kinofilm "Der Clou" mit Robert Redford und Paul Newman eingesetzt wurde und so 50 Jahre nach Joplins Tod nochmals einem breiten Publikum in Erinnerung gebracht wurde. Hier gewissermaßen setzt auch der Buchautor Peter Bölke an und lässt uns während der Lektüre nicht schlecht staunen, in dem er gekonnt und kompetent beschreibt wie eins ins andere übergreift, wie alles begann und wohin alles führte. Kurzbiografien mit aufschlussreichen Fotomaterialien ziehen sich dabei durchs ganze Buch, eingeteilt in den Hauptkapiteln "Blues & Boogie-Woogie" mit Tonbeispielen aus den Jahren 1921 bis 1951, "Nobility at the Keyboard" (1929 bis 1957), "Small Group, Great Sound" (1944 bis 1959) und "A Funky Kind of Blues" (1947 bis 1960). In dieser Zeitenwanderung erfahren wir ein Mehr an Informationen und vor allem wer sich von wem inspirieren ließ bzw. wer in welchen Stilmitteln Vorreiter war, sowie dass einige Jazzpianisten (wie z.B. Earl Hines) die großen Klassik-Komponisten Claude Debussy, Frédéric Chopin, Franz Liszt wertschätzte, aber auch wie Ellington, Hines und Basie zu den Adelstiteln Duke, Earl und Count kamen. Den Schlusspunkt in diesem Buch setzt die Jazz-Rock-Revolution rund um Miles Davis. Am Ende des Buchs angelangt stellt man fest, dass die Geschichte des Jazz Pianos ein durchaus kurzweiliges Lesevergnügen darstellt, und dass es ein Buch ist, in dem man immer wieder gerne schmökern wird wollen, kurzum, es ist ein Buch mit Nachschlagscharakter. Prädikat: Besonders wertvoll! (Manfred Horak)

Buch/CD-Tipp:
Peter Bölke: Black & White – The Jazz Piano (Buch und 4 CDs)
Bewertung: @@@@@@
Verlag: earbooks/Edel (2011)
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