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schuenemann-daily-soapEin Frisör mit detektivischem Spürsinn oder ein alteingesessener Kriminaler mit der richtigen Intuition und einem ausgeprägtem Hang zu Zynismus und Sarkasmus - Krimifreunde haben die Qual der Wahl zweier Leckerbissen für Krimifans zwischen "Daily Soap" von Christian Schünemann und "Der bessere Mensch" von Georg Haderer.

Ein Frisör im TV-Business

Hätte Tomas Prinz von Anfang an gewusst wohin ihn das führt, hätte er das Angebot von Charlotte Auerbach, einer seiner Kundinnen nicht angenommen. Auerbach, die in den 70ern der Teenie-Star schlechthin war, soll nämlich die neue Hauptrolle in der Daily Soap "So ist das Leben" übernehmen und will ihre Frisur nur Prinz in die Hände legen. So begibt sich der Frisör jeden Tag ins Studio um für das perfekte Styling zu sorgen. Bald bemerkt er, dass auch abseits der Kamera Intrigen am Hauptprogramm stehen. Von eitel Wonne, Sonnenschein ist man hier sehr weit entfernt. Und es dauert nicht lange, da passiert auch schon ein Mord und an Verdächtigen mangelt es keineswegs. Selbst Charlotte scheint ein gutes Motiv gehabt zu haben. Schon wieder befindet sich Tomas Prinz mitten in einem Kriminalfall.

Krimi ohne große Überraschungen

Ein Frisör als Detektiv? Wieso nicht? Vor allem wenn er so sympathisch gezeichnet ist wie Christian Schünemanns Hauptfigur. "Daily Soap", der vierte Fall für Tomas Prinz, ist ein Buch, das einem einen verregneten und kalten Sonntag überbrücken lässt, doch schafft es nicht wirklich zu fesseln. Das Buch für eine Zeit wegzulegen fällt nicht schwer. Schöne Abwechslung bieten die Passagen, die dem Leser vor Augen halten, dass es sich bei dem Hauptcharakter trotz seines Hanges zu Detektivarbeit immer noch um einen Frisör handelt. So kommentiert Prinz in Gedanken den Haarschnitt seiner Kundin, während die ihn mit beruflichen und privaten Details behelligt. Das Ende birgt keine großen Überraschungen, ab dem zweiten Drittel lässt sich bereits ungefähr erahnen wer hinter der Maske des Mörders steckt. Daily Soap: unterhaltsam, aber nicht fesselnd.

Kriminaler im seelischen Ungleichgewicht

Die glitzernde und prestigeträchtige Welt des Fernsehbusiness findet man in Georg Haderers "Der bessere Mensch" nicht, wenn auch es Johannes Schäfer in seinem dritten Fall in eines der Nobelviertel von Wien verschlägt. Der Mörder ging allerdings alles andere als nobel vor, denn  er begnügte sich nicht damit Herrmann Born, einen  rechtsgerichteten Politiker, nur zu töten, er übergoss ihn zusätzlich mit Säure. Kein leichter Fall, der auf Schäfer und sein Team wartet. Obwohl Born es an Feinden nicht mangelt, fehlt jede Spur eines Täters. Und es bleibt nicht bei dem einen Opfer. Dass es zwischen den beiden Ermordeten keinerlei Berührungspunkte gibt, erschwert die Angelegenheit und macht den Mörder noch ungreifbarer. Zusätzlich muss sich Schäfer selbst noch mit den Folgen seines Burnouts auseinandersetzen. Dank Medikamenten und Therapiesitzungen ist er zwar stabiler, doch gefestigt ist der Major noch nicht, was schließlich zu einer Kurzschlusshandlung seinerseits führt, die in einer Strafversetzung nach Salzburg resultiert. Doch vielleicht liegt gerade dort des Rätsels Lösung begraben...

Realistischer Anti-Held mit spitzfindigem Humor

Georg Haderers Johannes Schäfer gehört zu den Buchhelden die im Grunde keine im klassischen Sinne sind, sondern eher als gescheiterte Helden zu bezeichnen sind. Aber gerade das lässt sie realistisch und glaubwürdig erscheinen. Haderer legt nicht nur sein Hauptaugenmerk  darauf, wie Schäfer die Mordfälle auflöst, sondern widmet auch ganz viel Platz dem Gefühls- und Seelenleben seines Protagonisten. Was mitunter dazuführt, dass stellenweise die Kernhandlung etwas aus den Augen verloren wird. Dies wird auch durch die Masse an Informationen und Verstrickungen, die der Autor in diesem Krimi verarbeitet, verstärkt. Es ist daher stellenweise notwendig Passagen nachzulesen, um den Faden nicht zu verlieren. Aber der flüssige Schreibstil und die sarkastisch-zynischen und feinhumorigen Gedanken Schäfers und Gespräche mit seinem Assistenten Bergmann tun das ihre, um ein Weglegen des Buches zu verhindern. "Der bessere Mensch" ist ein dichter und spannender Kriminalroman, den sich Schäfer-Fans nicht entgehen lassen sollten. (Maria Weber)

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Christian Schünemann: Daily Soap. Ein Fall für den Frisör.
Bewertung: @@@ 1/2
240 Seiten
Verlag: Diogenes (2011)

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Georg Haderer: Der bessere Mensch
Bewertung: @@@@ 1/2
328 Seiten
Verlag: Haymon (2011)

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