Vor einer Handvoll Publikum (darunter Bundesministerin Claudia Schmied) las Peter Turrini in der Roten Bar im Wiener Volkstheater aus seinem Prosaband "Wie verdächtig ist der Mensch?" Anlass war die Premiere von "Der Riese im Steinfeld", mit der Turrini nach über zwanzig Jahren wieder ins Volkstheater zurückkehrt.
Sich selbst eingangs mittels seiner Lyrik beschreibend liest der Dichter einige ausgewählte Reden und Essays aus seinem 2010 bei Suhrkamp erschienenen Prosaband, der Texte und Wortmeldungen aus drei Jahrzehnten vereint. Dass die Texte, in denen Turrini Kapitalismus als neue Religion anprangert und absurde Slogans analysiert und auf die Schaufel nimmt ("Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut") keineswegs an Aktualität (und Absurdität) verloren haben liegt nicht nur an den Tatsachen per se, aber auch, oder vor allem, an der dichten und eindrucksvollen Sprache sowie den klaren Bildern ("Islamische Fundamentalsten winken 60 Jungfrauen im Jenseits, den hiesigen die Senkung der Lohnnebenkosten"). Kaum merkbar wurden die Texte leicht gekürzt oder angepasst. Turrini, der ja hauptsächlich Dramatiker ist, beendet den Abend in der Roten Bar im Volkstheater Wien mit einem kurzen Dramolett und schließt den Kreis dann mit einem Auszug aus "Rozzenjogd", das Skandal-Stück mit dem er seinerzeit das Debüt als junger Dramatiker am Volkstheater gefeiert hat. (Text: Anne Aschenbrenner - Oktober 2012; Foto: Manfred Werner - Tsui)