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gerhard-loibelsberger_2013"Todeswalzer" spielt im Wien anno 1914. Zeitgleich mit der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand wird ein junger Mann ermordet, weitere Opfer folgen, die Ermittlung übernimmt Inspektor Nechyba. Der Wiener Autor Gerhard Loibelsberger verknüpft dabei geschickt die Atmosphäre der patriotischen Kriegshetze und die Suche nach einem Serienmörder.

Der Krimi ist also auch ein historischer Roman und mit diesem Plot passt Loibelsberger sehr gut zum Gmeiner Verlag, der sich auf eben jene Genres, Kriminalromane und Historische Romane, spezialisiert hat und immer wieder mit feinen Neuerscheinungen zu überzeugen weiß. Sprachlich lehnt sich der Autor dabei sehr weit zurück, passt Stilistik an das frühe 20. Jahrhundert an und punktet zudem mit feinem Humor und Sticheleien gegen den Kriegsapparat. Mit Joseph Maria Nechyba lernen wir zum bereits vierten Mal eine sympathische Hauptfigur kennen, die glücklich verheiratet und dem g'schmackigen Essen nicht abgeneigt ist. Die Spannungsmomente hält der Autor nicht nur über die Mordserie aufrecht, sondern auch über die verhängnisvollen Ereignisse, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führen. Dennoch - und hier unterscheidet sich wohl die österreichische Kriminalromanlandschaft mit jener aus den skandinavischen Ländern - ist auch stets ein leiser Humor zu verspüren, was freilich mit dem Sprachbild zusammenhängt, aber eben auch mit dem, was man gemeinhin Mentalität nennt, oder, ganz einfach, die Bilder, die Loibelsberger, entwirft. Krimiautoren ertränken geradezu ihre Kommissare ja oft und gerne, auch wenn die Sonne scheint, in Düsternis, nicht so bei Loibelsberger, obwohl sich die blutrünstigen Hurra-Kriegsschreie durch die Geschichte ziehen und obwohl sein Kommissar Nechyba alles andere als ein Kriegsbefürworter ist. Dennoch schafft Loibelsberger in "Todeswalzer" den Spagat dieser generellen gruseligen Stimmung mit subtilem Humor und Zynismus zu begegnen. "Was? Sie trinken net mit uns auf den Krieg? Was sind Sie denn für ein Mannsbild?" [...] "Der Wirt ist kein schlechter Kerl. Er ist halt en Patriot und darüber hinaus leider völlig besoffen." Nechyba nickte und murmelte: "Kriegsbesoffen." - Und so endet der Roman übrigens auch mit einem weisen Stehsatz von Inspector Nechyba: "...vergessen Sie eines nicht: Vom Patriot zum Idiot ist es nur ein kleiner Schritt!" Bis dahin gilt es aber noch den Serienmörder zu fassen und auch hier gelingt dem Autor viel Gutes. Der Krimiplot ist spannend und die Frage nach dem Whodunit bleibt, auch für das Lesepublikum, lange im Verborgenen. Feiner Roman. Originell geschrieben und zügig zu lesen. (Manfred Horak)

gerhard-loibelsberger_todeswalzer
Buch-Tipp:
Gerhard Loibelsberger: Todeswalzer
Bewertung: @@@@
Verlag: Gmeiner (2013)