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rainer-krispel_2013Einige nennen ihn Tausendsassa, andere wiederum einfach nur Kritiker, Musiker oder Musikarbeiter. Nun ist Rainer Krispel auch unter die Schriftsteller gegangen und legt mit "Der Sommer als Joe Strummer kam" seinen ersten Roman vor, der sich als kurzweilig und absolut lesenswert entpuppt.

Gustav, die Hauptperson des ersten Romans von Rainer Krispel, wächst in Linz auf und wünscht sich nichts sehnlicher als Musik zu machen und damit Erfolg zu haben. Interessant ist daran, dass Gustav wohl nicht nur ein bisschen autobiographisches in sich trägt. Aha, könnte mensch meinen, die Memoiren eines nicht mehr ganz jungen Punk. Langsam, langsam, denn das ist "Der Sommer als Joe Strummer kam" sicher nicht. Das Buch ist alles andere als lähmend und langweilig, die ja Niederschriften von Erinnerungen sonst oft zu sein pflegen, sondern sprüht nur so von Leben, von Schweiß, Tränen, Glück, Erfolg und Niederlagen. Im gesamten Roman schwingt eine gewissen Melancholie mit, eine zartbittere Schwermut, die Gustav schließlich an einem Punkt des Buches, bzw. seines Buch-Lebens, übermannt und beinahe überrennt. Aber nur beinahe. Das Buch ist auch auf eine gewisse Art Ratgeber. "Steh auf, das Leben hat Zufälle parat, du wirst schon sehen..."

Wir sind alle Joe Strummer

Für alle, die zu jung sind oder aus anderen Gründen in den 1970er und 1980er Jahren nicht in Linz gewohnt haben, eröffnet das Buch eine gute Gelegenheit aus erster Hand zu erfahren, was es damals gab bzw. nicht gab und weshalb Bands aus Linz raus aber genauso auch nach Linz kommen wollten. "Der Sommer als Joe Strummer kam" ist zudem in literarischer Hinsicht interessant. Rainer Krispel formuliert immer wieder allgemein gültige Sätze, ohne Steh-Sätze zu schreiben. Oft sind die Formulierungen oder Gedanken einfach herrlich zynisch: "[...] Die Finanz verwaltete die Waffen und die Munition für den oberösterreichischen Zoll und es wurde nicht nur eine von der Republik Österreich finanzierte Pistolenkugel unsachgemäß und nicht weisungsgerecht verwendet. Die Putzfrauen bekamen dann eine Sonderzulage ausbezahlt, wegen dem Blut das wegzuwischen war. So gesehen wäre Suicidal Tendencies eigentlich ein weit besserer Name für eine der zahllosen Volksmusik- und Unterhaltungsbands gewesen, die oberösterreichische Finanzer so gerne zum Ausgleich in ihrer Freizeit betrieben, also für die kalifornische Skater-Bande." Rainer Krispel legt mit dem Roman also nicht mehr und nicht weniger als eine musikalische Zeitreise vor, die größere Zusammenhänge aufzeigt, aber auch von einem Leben erzählt, in dem Musik, Punk, die Maxime des Handelns bedeutet. (Nadia Baha)

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Buch-Tipp:
Rainer Krispel: Der Sommer als Joe Strummer kam
Bewertung: @@@@
Verlag: Edition Kürbis (2013)