Nach ihrem letzten Roman "Nachkommen" greift Marlene Streeruwitz zu einem genialen Trick. Sie lässt die Hauptfigur aus "Nachkommen", Nelia Fehn, die mit ihrem ersten Roman für Furore sorgt, diesen wirklich schreiben.
In "Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland" schreibt Marlene Streeruwitz als Nelia Fehn über ihre Reise in Griechenland, die zu ihrem Freund Marios führen sollte, aber bis dahin von Seenot und Schiffbruch (sehr viel "altes Griechenland"), bis zu Demonstrationen und polizeilicher Gewalt (sehr viel "neues Griechenland") viele Tragödien bereit hält. Streeruwitz gelingt es mühelos in die Gedankenwelt und Sprachwelt der jungen Frau einzutauchen. Der Nachfolgeroman von Nachkommen ist nicht nur unglaublich lebendig und packend erzählt, sondern nimmt auch in gewohnter Manier die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage in die Erzählung mit und webt so einen "neuen" Wortteppich mit "alten" Mustern - Liebe, Intrige, Macht.
Als Leser spürt man, welch ein Anliegen es Nelia Fehn ist, zu zeigen, wie sehr das Private politisch ist und das Politische privat. Gerade in ihrer Liebesgeschichte vermischen sich diese ohnehin nicht unbedingt trennbaren Bereiche besonders stark. Obwohl das Buch schon vor ein paar Monaten erschienen ist, ist es aufgrund der gegenwärtigen Griechenland-Situation und etwaigen möglichen und notwendigen Veränderungen umso aktueller. Absolut lesenswert! (Nadia Baha)
Buch-Tipp:
Marlene Streeruwitz als Nelia Fehn: Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland
Bewertung: @@@@@
Hardcover
ISBN: 978-3-10-002244-8
Verlag: S. Fischer Verlage (2015)