mit den Schlagworten:
thompson_richard_sweetwarrior Der zu den 10 besten Rockgitarristen zählende Richard Thompson veröffentlicht mit Sweet Warrior sein bestes Album seit zig Jahren, stilistisch anknüpfend an zwei seiner vielen Meisterwerke, Hand of Kindness (1983) und Across a crowded room (1985).

 

 


Das inhaltliche Thema des Albums ist – wie so oft bei Richard Thompson – der Krieg. Wobei nicht nur das soldatische Kriegsgeschehen im Vordergrund steht, sondern auch der Zivilisationskrieg beider Geschlechter, so wenn er z.B. in "Mr. Stupid" singt: "When your friends point out/you're stuck with/A Neanderthal for an ex/Don't fret about it, darling/I still sign my name on cheques".

Ähnlich wie sein langjähriger Kumpel Loudon Wainwright III schafft der Gitarrist, Sänger und Komponist zumeist zynische Zugänge in diese Thematik, und anders als LWWIII begibt sich Thompson dabei sehr häufig auf die Metaebene, was sich auch in der Anwendung von historischen Liedtexten die er weiter führt und anhand dessen er alte Geschichten neu erzählt und diese auch bisweilen in einen neuen Kontext bringt, niederschlägt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Eröffnungsnummer "Needle and thread", aber natürlich auch das "Vorwort" im Booklet, wenn er aus dem "Sonnet LVII" vom englischen Dichter Edmund Spenser zitiert [1552 - 1599; Spenser war nicht nur ein älterer Zeitgenosse von Shakespeare, sondern gilt auch als dessen Vorbild; Anm.].

Zurück zur Musik: Die zwei absoluten Höhepunkte auf dem Album, "Francesca" und "Too late to come fishing" sind alleine den Kauf des Albums wert. Ersteres fällt durch das unglaubliche Intro und dem allgemein langsamen Aufbau des Liedes auf und der unsagbar herrlichen Melodie, das Zweit-genannte überzeugt hingegen durch das oberflächlich betrachtet leicht-flockige Pop-Element in Verbindung mit dem grantigen Text und Zeilen wie "I'd say our time has all but disappeared/Just like the shine on your fabulous career". Die elektrische Rockgitarre steht auf diesem Album deutlich im Zentrum des Geschehens, als wollte Thompson noch einmal beweisen, warum er zu den 10 besten Rockgitarristen zählt, und tatsächlich gewinnen die hier 14 versammelten Lieder dann zunehmend an Format, wenn er aus dem kompakten Sound ausbricht und soliert. Hervorragend auch, wie immer, Danny Thompson am akustischen Bass, hört nur mal in seine verspielte Bassfigur in "I'll never give it up" rein. "With you or without you/though it breaks my heart/To hear the Sunset Song." Ganz große Musik. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
Richard Thompson - Sweet Warrior
{sus_amazon id=B000OZ29SC&pid=kulturwoche-21}
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Beeswing/Lotus (2007)

Link-Tipps:
CD-Kritik Loudon Wainwright III – Strange Weirdos
HP von Richard Thompson
Video Live-Auftritt und Interview Richard Thompson