mit den Schlagworten:

john-scofield-piety-streetEs dräut Ungemach heran. Modern Jazz-Master John Scofield hat schon zahlreiche Berge bestiegen und diese vielfach mit Bravour gemeistert. Dem Gitarristen mit eigener Sprache sind Gipfelsiege nichts Neues. Angeblich steckt ja in jedem Saitenhero ein verschütt gegangener Blueser. Auf der Neuen von John Scofield, "Piety Street" (Straße der Gläubigkeit), ist auch Einiges verschütt gegangen. Vor allem für Bluespuristen. 


Der Authentizität wegen bemüht der 57-jährige mit John Boutté (Gesang), Jon Cleary (Klavier, Orgel), George Porter Jr. (Bass) und Shannon Powell (Schlagzeug, Percussion) allesamt Musiker aus New Orleans. Einzig Ricky Fataar aus Südafrika spielt mit seinen Schlagzeugriffs deutlich offener, rockiger. Er zeugelte sich schließlich bereits u. a. mit den Beach Boys, Elton John, Keb Mo und Crowded House durch die Rockgeschichte.

Um es vorwegzunehmen: Der Meister kann es. Natürlich. Klar, warum auch nicht. Gut aufbereitet, durchdacht und alles neu akzentuiert und strukturiert. Dazu auch manchmal additive Intros und Harmoniechanges. Denn nur 12 Takte sind des Scofield nicht. Auch Eigenkompositionen finden Platz im 13-Song Werk. Zwei markante Sänger, perfekte Musiker. Aber - was den Bluesfans fehlen wird - es "honkt" nicht. Auch das Laid back Feeling will sich nicht einstellen. Die Blueswaves gehen nicht hoch. Das erdige Element wird gasförmig. Unsichtbar. Aber: Es ist mit Sicherheit auch nicht eingeplant. John Scofield selbst ist erst gar nicht bemüht, New Orleans Referenz zu erweisen (außer bei der Musikerauswahl). Er spielt jazzig, Tempowechsel, zerfetzte Riffs, verzögernd, dann wieder auf aufholend. Er ist mit seinem Latein nie am Ende. Findet immer Antwort auf  Fragen, die sich durch Rhythmus und Harmonie auftun. Das wird seine Fans befriedigen. Nur sind die zumeist nicht auf die für sie simplen Blues- und Gospelbasics eingeschossen. Das wird sie befremden. Die JS-Gefolgschaft ist aber belastbar. Seine Fusion-Ausflüge bis hin zum Hip-Hop waren ihnen auch eine Reise wert auf der Straße der Gläubigkeit.  Die Frage nach dem Wozu ist daher müßig. Sie lässt sich auch leicht beantworten. Entschieden wird an den Shop- und Downloadkassen. Niederknien fällt mir aber schwerer als sonst. (Rudi Spreitzer)

CD-Tipp:
John Scofield - Piety Street

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Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Emarcy/Universal (2009)

Live-Tipps 2009:
Zum Selbstüberzeugen: 30. 6., Wien, WUK
Mit Reiseerlebnis: 12. 7., Amsterdam, North Sea Jazzfestival
In exklusivem Rahmen: 14. 7., Montreux Jazzfestival