aec_teaser"Sirius Calling", so betitelte das Gründungsmitglied des Art Ensemble of Chicago, Malachi Favors Maghostut, die im Jahr 2004 produzierte letzte CD des Ensembles. Kurz nach Abschluss des Projekts starb Malachi Favors Maghostut am 31. Jänner 2004. Sirius ist der hellste Stern am Himmel und im alten Ägyptischen Totenbuch wird er als jener Stern bezeichnet wo sich die Seelen der Verstorbenen einfinden.

Bemalte Gesichter und wallende Gewänder

Gegründet wurde das Art Ensemble of Chicago 1969. Neben dem Bassisten Malachi Favors Maghostut zählen noch der Trompeter Lester Bowie und die Saxofonisten Roscoe Mitchell und Joseph Jarman zu den Gründungsmitgliedern. Das Quartett übersiedelte nach Paris, damals eine kochende Jazzmetropole, und in Paris schloss sich ihnen der Schlagzeuger Famoudou Don Moye an. In nur 18 Monaten in Paris nahm das Art Ensemble of Chicago 12 Alben auf und legte damit den Grundstein für den weltweiten Erfolg.Schnell wurde das Ensemble zu einer Schlüsselgruppe der 1970er und 1980er Jahre. Die brodelnde Musik vereinte Elemente aus dem Free Jazz und der gesamten Jazz Historie bis zurück nach New Orleans. Besonders ausgeprägt waren auch die ethnischen, vor allem die afrikanischen Einflüsse die sich nicht nur auf die Musik beschränkten sondern auch bei den Live Gigs sehr stark in den Vordergrund traten.Die Musiker bemalten ihre Gesichter mit rituellen afrikanischen Symbolen, trugen bunte, wallende Gewänder und verwendeten traditionelle schwarzafrikanische Perkussionsinstrumente. Ihre Performance war neu und schlichtweg atemberaubend.

Uninspiriert und ausgebrannt

Ab 1971 war das Ensemble weltweit auf Tournee und mit ihrer radikalen Deutung der Musikgeschichte schufen sie sich ein begeistertes Publikum. In den 1980ern kam es zu einem Nachlassen der Kreativität, die Inspiration schien der Gruppe abhanden gekommen zu sein, da nützt auch die kurzfristige Zusammenarbeit mit Cecil Taylor nicht. Das Art Ensemble of Chicago wirkte ausgebrannt. 1990 versuchte das Art Ensemble of Chicago die Rückbesinnung auf traditionelle Wurzeln des Jazz. Sie nahmen "Dreaming of the Master Suite Vol. 1 und Vol. 2" auf, der gewünschte Erfolg stellte sich aber nicht ein.
Dann verließ auch noch Joseph Jarman, der sich zum buddhistischen Prediger gewandelt hatte, die Band. Im November 1999 starb dann mit Lester Bowie ein Gründungsmitglied der Band und eine großartige Musikgeschichte schien sich dem Ende zuzubewegen. Wie ein Phönix aus der Asche aber erhoben sich die drei verbliebenen Mitglieder des Art Ensemble of Chicago und veröffentlichten 2003 die geniale CD "Tribute to Lester". Noch einmal kehrte Joseph Jarman zur Musik zurück und innerhalb weniger Tage spielte das Ensemble die CDs "The Meeting" und "Sirius Calling" ein. Packend, kraftvoll, frei und inspiriert wie vor fast 40 Jahren.
Und dann rief wieder Sirius! (akro)
 
CD-Tipps:
Free America
Full Force (ECM)
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The Meeting (PI 07/Extraplatte)
Sirius Calling (PI 11/Extraplatte)
Tribute to Lester (ECM/Lotus)
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Phase One (America 067 866-2/Universal)
With Fontenella Bass (America 067 865-2/Universal)
Certain Blacks (America 067 848-2/Universal)