Ein Album wie ein Sonnenuntergang am süditalienischen Sandstrand legt Katika, jene Sängerin mit italienisch-deutsch-schweizerisch-kroatisch-österreichischer Prägung, mit ihrem Debüt-Album "Ricaricare" - auf gut Deutsch "Aufladen" - vor. Robert Fischer sprach mit ihr über die Hintergründe der CD.
Ende Juli 2011 war's und das Foyer der großen Halle im WUK war gesteckt voll. Die in Wien lebende italienische Sängerin Katika präsentierte an diesem Abend im Rahmen der "Platzkonzerte"-Serie ihre tolle Debüt-CD "Ricaricare" (Monoscope). Produziert von Wolfgang Frisch (Sofa Surfers) verbindet "Ricaricare" aufs Feinste raffinierte Easy Listening-Grooves mit der verführerischen Stimme von Katika und Songs in ihrer Heimatsprache. Live wird Katika von einer 4-köpfigen Band begleitet. Nach dem Konzert war noch Zeit für ein kurzes Interview, bei dem die sympathische Sängerin aus den Abruzzen Robert Fischer Auskunft über die Hintergründe zu Ihrem CD-Debüt gab. Kulturwoche.at: Wie bist du zur Musik gekommen? Katika: Ich habe bei dem Dokumentarfilm "Trains Of Thoughts" von Timo Novotny mitgearbeitet, und Timo hat schon oft mit den Sofa Surfers für Videos etc. zusammengearbeitet. So habe ich Wolfgang Frisch von den Sofa Surfers kennen gelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, haben angefangen ein wenig herum zu experimentieren, und dann auch begonnen, gemeinsam zu komponieren. So ist dann mit der Zeit meine Debüt-CD "Ricaricare" entstanden. Wie lange habt Ihr an "Ricaricare" gearbeitet? Ca. 1,5 Jahre. Das braucht dann schon seine Zeit. Man hat dann oft noch das Gefühl, man könnte an dem einen oder anderen Track noch etwas verbessern, und es ist schwierig zu einem Punkt zu kommen. Was bedeutet der Titel "Ricaricare"? Das bedeutet "aufladen". So wie man z.B. eine Batterie aufladen kann. Ich kann mich mit schöner Musik auch aufladen. Nachdem ich eine schöne Platte gehört habe, bin ich fast immer wieder voller Energie. Diesen Effekt würde ich gerne auch mit meiner CD vermitteln (lacht). Warum hast du dich dazu entschieden, italienisch zu singen? Ich während dem Komponieren die Texte immer gleich auf Italienisch geschrieben, weil das meine Muttersprache ist und mir auch am nächsten ist. Dann habe ich kurz überlegt, ob ich das jetzt auf Englisch übersetzen soll, aber ich hab's dann trotzdem so gelassen, weil das einfach so von meinem Herzen kommt und vielleicht auch irgendwie echter klingt. Auf Englisch singt sowieso fast jeder - ich wollte etwas anderes machen. Um was drehen sich deine Texte? Da geht's um klassische Geschichten wie um die Liebe, um Freundschaft, aber auch um meine Heimat in Italien. Um die Olivenbäume und das Meer in der Gegend, wo ich auch einmal eine kurze Zeit gelebt habe. Von deinem bisherigen Leben her bist du ja eine richtige Nomadin. In Deutschland geboren und aufgewachsen, dann in die Schweiz gezogen, und jetzt lebst du in Wien. Wo fühlst du dich zuhause? Ja, das ist schwierig für mich. Irgendwie fühle ich mich überall zuhause, und gleichzeitig auch überall wie ein Fremder. Momentan fühle ich mich in Wien zuhause, und natürlich auch dort, wo meine Familie in Italien lebt. Wenn ich dort hinreise, gibt es da noch immer mein Zimmer von früher, und da fühle ich mich zuhause. Was sind in Wien deine Lieblingsplätze? Ich finde es wunderschön, dass es in Wien so viele Parks gibt und dass die Stadt so begrünt ist, wie z.B. der Heldenplatz oder Schönbrunn. In anderen Städten gibt es das auch, aber z.B. in Rom ist der größte Park außerhalb der Stadt, und man muss zuerst mit dem Bus fahren, um ins Grüne zu kommen. Im Sommer bin ich am liebsten draußen, und ich finde, der Sommer ist auch die schönste Jahreszeit in Wien. Heute Abend beim Konzert hat mich auch deine tolle Band sehr beeindruckt. Wie hast du die Musiker dafür gefunden? Da hatte ich viel Glück. Barbara Payerl, die Saxophon spielt, ist eine Bekannte von Wolfgang Frisch, und durch sie habe ich auch den Gitarristen Alex Pinter kennengelernt. Er wiederum hat mich mit dem Bassisten zusammengebracht. Ich bin sehr glücklich, dass ich mit diesen tollen Musikern zusammenarbeiten kann. Auch am Anfang, als noch gar nicht so klar war, was aus dem Projekt werden wird, sind die Musiker hinter mir gestanden, und dafür bin ich Ihnen ewig dankbar. Wird "Ricaricare" auch in deiner Heimat Italien veröffentlicht werden? Ja, ich hoffe es. Ich habe im August 2011 einen Presse-Termin in Italien und man muss dann sehen, wie meine Musik in Italien ankommt. Diesbezüglich sind wir erst in den Anfängen. Welche Hobbies hast du noch neben der Musik? Nähen und Malen. Außerdem koche ich sehr gerne... - ich könnte den ganzen Tag kochen... - also nicht ganzen Tag, wir wollen nicht übertreiben, sonst kann ich mich ja vor Besuchern in meiner Wohnung bald nicht mehr retten (lacht)! Nein, im Ernst... - ich koche sehr gerne für meine Freunde, und es macht mir großen Spaß einige Freunde einzuladen und sie zu bekochen. Außerdem bastle ich auch gerne. Ich nehme da irgendwelche alten Sachen und mache etwas Neues daraus. Welcher Track auf "Ricaricare" ist dein Lieblingssong? Mein aktueller Lieblingsong, das ist auch der Favorit der Band, heißt "Fingo". Das war die Nummer, die wir bei der Zugabe heute noch einmal wiederholt haben. Ich liebe das Bass-Solo auf dieser Nummer, das ist fantastisch. In dem Song geht's darum, dass man nach außen immer stark sein muss, um sich im allgemeinen Konkurrenzkampf zu behaupten und dass ich auch so tue, wie wenn ich stark wäre, aber hinter dem Schutzschild bin ich genauso verletzlich wie alle anderen. Es geht auch um meine Mitmenschen und dass ich manchmal überrascht darüber bin, wie bösartig Leut sein können oder wie schnell sie wegschauen, wenn z.B. so etwas passiert, wie die aktuelle Hungersnot in Afrika. Uns geht es ja vergleichsweise sehr gut, und wir könnten schön ein wenig davon hergeben, damit auch andere eine Chance haben, ohne dass wir unseren Lebensstil radikal ändern zu müssen. Wer sind deine musikalischen Vorbilder? Ok, da gibt's eigentlich sehr viele und ich würde sagen, es hat mich eigentlich alles beeinflusst, angefangen von neapolitanischen Volksliedern über Bossa Nova von z.B. Joao Gilberto, bis zu wunderbaren afrikanischen Musikern wie z.B. Rokia Traore. Meine Einflüsse sind sehr vielfältig, aber ich denke mir, unbewußt nimmt man sicher von hier und da immer etwas mit und verwandelt es in ein eigenes Produkt bzw. Sound. Danke für das Gespräch! (Katika, bereits zu einem Musiker Ihrer Band gewandt): Gerne! So und jetzt gehen wir endlich was trinken…! (lacht)
|
||