Das lacht, das Hip Hop-Herz: Ein ganzes Festival, das nur dem Genre der Beats, Raps und Samples gewidmet ist. Leid geplagt dadurch, dass die großen Namen der Szene meist nur außerhalb von Österreich spielen, pilgert man gern in die sächsische Provinz, um gleich alle einschlägigen Größen des Business zu erleben.
Der Wettergott schaut während des gesamten Festivalwochenendes mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf Besucher und Veranstalter von Deutschlands größtem Hip Hop-Spektakel, dem Splash. Regen, Wind und sengende Hitze wechseln sich ab, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Bei der 14. Auflage des Konzertereignisses lässt sich für jede musikalische Geschmacksrichtung innerhalb des Rapgenres etwas Passendes finden. Die Röhrenjeans-Fraktion hält sich an Casper, Rockstah oder Kraftklub. Die Elektrofans kommen bei Schlachthofbronx, sowie Marteria/Marsimoto auf ihre Kosten, ja und für die Hip Hop-Jünger der älteren Generation gibt es die besonderen Ohrenschmäuse, wie Samy Deluxe, Dendemann und Cypress Hill.
Auch das Rahmenprogramm ließ sich nicht lumpen: Meisterschaften im Breakdance und Skateboarden, sowie Graffitisprayen standen auf dem Programm. Genauso wie der "End of the Weak"-Rapbattlewettbewerb oder der DJ-Battle zwischen Team Ice Cream und Team Phlatline.
Die Konzerte eröffneten Herr von Grau im Samoa Tent. Während ihres 30-minütigen kraftvollen Auftritts, waren die zwei Berliner gezwungen aus ihrem gar unerschöpflichen Repertoire die besten Songs auszuwählen. Ist ihnen auf jeden Fall gelungen, denn die Meute war begeistert. Und auch das Programm, das in den nächsten Tagen folgte, ließ nichts zu wünschen übrig. Newcomer Rockstah begeisterte mit seinem 80s-Elektrosound genauso wie Kraftklub. K.I.Z. zogen die meisten Teenies an die Hauptbühne und die 'Potfathers' von Cypress Hill, gemeinsam mit Dende und Samy bildeten das nötige Gleichgewicht zu den Grenzgängern des Genres, wie Casper.
Sogar die Literatur erhielt Einzug ins Festivalgelände. Bei den Splash-Lesungen lauschte man auf dem Boden sitzend den Worten, die mittlerweile in Buchform über Hip Hop publiziert wurden.
Generell gesehen war der Splash einfach nur großartig, es war für jeden etwas dabei, doch weil sich die Szene immer wieder wandelt, wird es schwer, alle Geschmäcker ausreichend zu bedienen. Die, die mehr für das Elektronische zu haben sind, denen wird mehr als genug geboten, Elektro DJs und Rapper, die ihre Kunst nur noch an Synthie-Beats vollenden. Der gute alte Scratch beziehungsweise Cut stirbt aus. Zumindest waren sie auf dem diesjährigen Splash nicht mehr so häufig zu finden wie früher. Es spielten zwar auch eine Menge Old School Acts, aber auch Dendemann trägt schon lang nicht mehr 'den Schritt tief und die Schuhe offen'. Wo will Hip Hop noch hin, wenn die Wurzeln zu fehlen beginnen? Wenn es irgendwann nur noch programmierte Beats gibt und kein Mensch mehr mit Vinyl umgehen kann, wäre das schade, deswegen würde ich mir für den nächstjährigen 15. Geburtstag ein bisschen mehr 'Back to the Roots' und ein bisschen weniger Experimente wünschen. Nichtsdestotrotz ist der Splash natürlich immer noch DIE Adresse für ein richtig gutes genrespezifisches Festival. Allein die Auftritte von Samy Deluxe und Cypress Hill waren eindeutig Gold wert! Und so beginnt das Tagezählen bis die Ferropolis in Gräfenhainichen das nächste Mal ihre Pforten öffnet, um wieder die Hip Hop-Elite aus aller Herren Länder zu beherbergen. (Text: Katja Kramp; Fotos: Tim Runge)
Kurz-Infos:
Splash Festival in Gräfenhainichen, 07. bis 10. Juli 2011
Bewertung: @@@@@