Erika Stucky, die auf sympathische Weise vollkommen durchgeknallte Schweizer Alpenlady mit der amerikanischen Kindheit und der den Kulturschock überwindenden Ausbildung an der Pariser C.I.M Jazzschule mutiert auf ihrem dritten tönenden Streich zur Prinzessin und lässt uns an ihrem neuen, nunmehr royalem, Leben teilhaben.
Wie schon auf der zuletzt erschienen CD "Lovebites" zerlegt Erika Stucky auch auf "Princess" die Songs, schabt das musikalische Fleisch ab und legt die blanken Knochen der Musik frei. Wenn dann so ein Sack voll blanker Knochen vor ihr liegt setzt sie es wie ein Puzzle wieder zusammen und dabei passiert halt immer wieder, dass nicht jeder Knochen dahin kommt wo er hingehört, manchmal bleibt auch ein Beinchen über oder es verirrt sich ein Teil von Song A in Song B und vice versa. Die Stucky ist aber, keine Angst, nicht blutrünstig sondern begnadet! Wie diese resolute Alpenamazone die Teile wieder zu einem Ganzen zusammenfügt und dann mit krasser Inbrunst zum Besten gibt hat schon was für sich.
Avantgardistisch oszilliert ihre ausdrucksstarke Stimme, die irgendwo zwischen Laurie Anderson und Meredith angesiedelt ist, durch die Songs. Sie holt die Töne von überall her, aus der tiefsten Tiefe ihres Körpers genauso wie aus einem den anderen unbekannten Klanguniversum. Kongenial auch ihre musikalischen Begleiter. Wie immer Bertl Mütter an der Posaune und am Euphonium, John Sass an der Tuba und Knut Jensen an den Elektroniks. Unterstützung findet Erika Stucky auf "Princess" auch noch von der Bläsersektion von Mnozil Brass, am Schlagzeug ist Lucas Niggli vertreten und mit Franz Treichler gesellt sich sogar ein leibhaftiger Young God der gleichnamigen Schweizer Kultband in die Reihen der höfischen Mitmusiker. Das Orchester ist also bestens bestückt und beschallt majestätisch den großen Ballsaal des königlichen Schlosses um der Prinzessin einen glanzvollen Hintergrund für ihre musikalischen Eskapaden zu bieten.
Bravourös schlüpft Erika Stucky in all die blaublütigen Rollen, sie ist die Königin der Herzen genauso wie die drollige Queen Mum und lässt uns miterleben, dass auch blaublütige ein, bisweilen doch etwas ausschweifendes, Sexualleben haben und sich auch für die Musikhistorie interessieren können. Nachzuhören in ihrer Interpretation von "Jailhouse Rock", good old Elvis Presley würde sich, wenn er nicht noch leben würde, vor Freude im Grab drehen wie ein Brummkreisel. (Alfred Krondraf)
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: traumton rec./Hoanzl (2005)