Michaela Khom und Isabel Gaber sind Die Duetten, die mit Andy Baum als Produzent ihr Debüt-Album Für Hugo veröffentlichten. Ein Hintergrundgespräch, das alles andere als für'n Hugo ist.
Kulturwoche.at: Warum heißt das Album "Für Hugo"?
Die Duetten: In unserem Song "Für Hugo" - das ist der letzte Titel des Albums - haben wir die typische wienerische Redensart "alles is' für'n Hugo" personifiziert und gleichzeitig (wie so oft) ein Nicht- Liebeslied geschrieben. Dieses Lied ist einem anonymen Hugo gewidmet, dem man versucht alles recht zu machen, es will allerdings nicht so richtig gelingen - als eine Art Metapher fürs Leben, wenn man etwas krampfhaft versucht und alle Bemühungen allerdings für die Fisch' sind. Wir lieben Doppeldeutigkeiten und Wortspiele, so sehen wir dieses Lied als einen schönen Abschluss für unser sehr buntes Album, bei dem wir versucht haben, uns nicht so wichtig zu nehmen, auf Genre- und Musikstileinschränkungen zu pfeifen und uns künstlerisch auszutoben. Und vermutlich sind auch all unsere Bemühungen auf gut Wienerisch "für'n Hugo", eine vielleicht etwas pessimistisch anmutende Aussage, die aber gerade im künstlerischen Schaffen so unglaublich viel Druck nimmt.
Wie kam es dazu, dass Andy Baum euer Album "Für Hugo" produziert hat?
Die Duetten: Wir haben Andy Baum vor Jahren durch einen Workshop kennengelernt und ihn schon damals als sehr angenehmen Menschen wahrgenommen, mit dem man auf einer höchst menschlichen und professionellen Basis arbeiten kann. Dieser Eindruck hat sich auch jetzt bei der Arbeit am Album bestätigt.
Wie hat sich Andy Baum in die Produktion eingebracht?
Die Duetten: Andy Baum hat eigentlich gleich verstanden was uns wichtig ist, worauf wir musikalisch Wert legen und wie unser Schmäh funktioniert. Durch seinen Input konnten wir noch Feinheiten und ungenutzte Potenziale herausarbeiten, die uns vorher vielleicht nicht aufgefallen wären. Drei unserer Lieder haben er und Polio Brezina ausproduziert, es sind am Album also weitere Instrumente dazugekommen, die man von uns als Live-Band so nicht kannte. Live spielen wir nur mit Piano und Kontrabass, am Album hört man auch Akustikgitarre, Bläser, Synthesizer und vieles mehr. Auch Andy hat Instrumente eingespielt. In seiner Arbeit als Produzent war er in ständiger Kommunikation und im Austausch mit uns, das war ein sehr spannender und kreativer Prozess für alle und wir denken, das ganze Team kann sehr stolz auf das Ergebnis sein. Die Studioarbeit mit Andy war für alle Musiker äußerst angenehm und respektvoll, wir haben uns sehr wohl und verstanden gefühlt.
Wie entstehen bei euch neue Lieder?
Die Duetten: Die Texte und Melodien werden von uns beiden geschrieben. Wir haben meistens schon im Vorfeld eine grobe Idee oder ein Thema, das uns besonders interessiert oder am Herzen liegt, der Wortwitz passiert dann manchmal auch bei einem Gläschen Wein. Wir versuchen uns auch immer wieder bewusst Auszeiten zu nehmen, ganze Schreibtage oder noch besser - ein paar Tage in einem anderen Land, am Meer, auf der Alm oder an einem Ort, der uns gerade inspiriert. Es ist sehr wichtig für uns Zeit und Raum dafür zu finden, oft weiß man wie eine Geschichte ausgehen soll, aber um die Worte in die richtige Reihenfolge zu bringen - da arbeiten wir an zwei Sätzen, die sich reimen sollen, oft stundenlang. Das Feilen am Song erfordert viel Konzentration und Durchhaltevermögen, macht aber auch sehr viel Spaß. Wenn wir die Story und Melodie soweit haben, erarbeiten wir mit unseren Musikern Bernhard Macheiner und Alexander Meller weiter am Arrangement und verfeinern die Songs.
Habt ihr musikalische Vorbilder?
Die Duetten: Wir kommen beide aus völlig entgegengesetzten Musikrichtungen, was oft eine gute und interessante Spannung ergibt, das heißt jede hat andere Vorbilder oder Genres, die uns interessieren. Gerade für unsere eigene Musik aber, gibt es wenig Vorbilder oder Vorgaben. Da geht es uns wahrscheinlich eher darum, die Kreativität und die Andersartigkeit auszuleben, die uns in anderen musikalischen Projekten, durch oft sehr strenge Rahmenbedingungen, verwehrt bleibt.
Was macht einen guten Song aus?
Die Duetten: Ein guter Song muss mit Text oder Melodieführung - kann ja auch Instrumental sein - oder mit beidem berühren, was auch immer das bedeutet, das ist ja bei jedem anders. Ehrliche Texte sind uns beiden wichtig, die nicht nur schöne Metaphern oder Bilder malen, sondern auch wirklich zum Punkt kommen. Wir schließen Stories gerne ab und lassen Dinge nicht gerne unerzählt, man soll wissen wie es ausgeht. Uns wird oft gesagt, unsere Lieder haben Ohrwurmpotenzial, das ist aber nicht unbedingt etwas, das wir innerhalb eines Songs anstreben. Eine Story, die unser Herz bewegt, muss irgendwie raus, wenn das ganze dann noch in einem Song verpackt zur Erzählung kommt, umso besser.
Wo hat euer erstes Konzert stattgefunden?
Die Duetten: Unser allererster Song, der ja in der Form so gar nicht geplant war, wurde in Kopenhagen uraufgeführt, damals noch namenlos und ganz ohne Ambitionen. Unser Debütkonzert hatten wir dann mit Verstärkung am Piano und Kontrabass zu viert ein paar Jahre später im ausverkauften Aera in Wien, da war dann klar, wir müssen unbedingt so weiter machen! Das Projekt kam sehr gut an, das Feedback war großartig und wir haben daraufhin so lange weitergeschrieben, bis wir ein ganzes Album hatten.
Welche drei Alben würdet ihr auf eine einsame Insel mitnehmen?
Die Duetten: Das ist wohl bei uns sehr unterschiedlich. Bei Michaela wäre es im Augenblick "Zeus" von Dame, so ziemlich alle Alben von Helge Schneider und etwas in Richtung Schuberts "Winterreise", zum Einkuscheln (falls das als Album durchgeht). Bei Isabel wäre es "Graduated Fool" von Anouk, "The Lumineers" von den Lumineers, und das erste Album von Billie Eilish, aber am liebsten wäre ihr Spotify.
Wie lauten eure Zukunftspläne?
Die Duetten: Weltfrauschaft, das sagt eigentlich alles. Wir sind die Entwickler der sogenannten „Duettenmethode“ – eine wissenschaftlich anerkannte und von uns in Kooperation mit Wissenschaftlern entwickelte Methode für ein leiwandes Leben - und wenn sich alle Leute auf der Welt weniger anscheißen, dann wissen wir, wir haben unser Ziel erreicht. Spaß beiseite: Wir haben jetzt eine unglaublich gute Resonanz nach der Veröffentlichung unseres ersten Albums gehabt, wissen, wir sind auf einem guten Weg und schreiben auch zukünftig an weiteren Songs für ein zweites Album. Wir haben ein paar Ideen für 2020 und versuchen unserer Kreativität einfach freien Lauf zu lassen, ohne Druck aber mit einer gesunden ambitionierten Einstellung. Wir haben gerade ein super Team an unserer Seite und ein paar sehr nette Konzerte vor uns, alles weitere wird sich ergeben. //
Interview: Robert Fischer
Fotos: Birgit Machtinger für Die Duetten