Reduzierte Klangfassaden, ungemein leger und gekonnt wagemutig in Szene gesetzt
Ein erstaunliches Debüt-Album legt Susanna Ridler mit [koe:r] - das französische Wort für Herz - vor. Im Spannungsfeld Jazz, Elektronik und Pop und angereichert mit melancholisch-downbeatigen Klangcharakteristiken - angelehnt an den Trip Hop der späten 1990er Jahre - schuf Ridler reduzierte Klangfassaden mit meisterlichen Garnierungen von den Koryphäen Peter Herbert am Kontrabass, Wolfgang Puschnig am Saxofon und Flöte, Thomas Gansch an Trompete, Rainer Deixler am Schlagwerk und Helmut Jasbar an Gitarre. Dem nicht genug zerschnipselt die Sängerin und Komponistin die jeweiligen Soli und formt daraus in aller Unbekümmertheit experimentelle Sounds und mit viel Gespür neue Sichtweisen. Herausragend unter all dem hervorragenden Material die Auftritte (und was daraus wurde) von Gansch in Gershwins "Summertime" und Puschnig in Ridlers "Dirty Water", sowie Ridlers entzückender Gesang in "5 Parrots in an Appletree". Generell auffallend die Grundstimmung ihrer Soundästhetik, dieses düstere, melancholische, unwirkliche und doch nie unterkühlte. Elektronik mit Seele. Den sieben Eigenkompositionen stehen vier Coverversionen (Summertime, Fever, Corcovado, Comes Love) gegenüber, wobei diese altbekannten Lieder bei Susanna Ridler quasi eine Neugeburt erfahren und eigentlich bereits wie Neukompositionen daherkommen. Gewagt. Gewonnen. Herzerfrischend und einfach gut. //
CD-Tipp:
[koe:r]
Musik: @@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Electroland Records / Hoanzl (2008)
Interview und Text: Manfred Horak
Fotos: Helene Waldner