In dieser Episode widmen wir uns einer 160 Werke umfassenden Schau Egon Schieles, die bis zum 18. Juni 2017  in der Wiener Albertina zu sehen ist.

Am Faschingsdienstag anno 2017 lud die Albertina Wien zur Social Conference und thematisch in die Welt Egon Schieles und der Wiener Bohème. Wie kann man sich diese Zeitenwende vorstellen? Vielleicht mit den verschriftlichten Notizen von Hermann Broch 1908/1909, der da schrieb: "Dass diese Kultur ihrem Ende entgegeneilt, zeigt ihre senile Geschwätzigkeit. Die Kunst ist ein liebliches Purée geworden, und wenn sie Kultur sagen, meinen sie Purée löffeln…"
Ähnlichkeiten mit dem Heute sind freilich rein zufällig, aber dafür durchaus allerorten. Ob allerdings die Stillosigkeit von Heute in eine friedliche, wenn auch belanglose Ziellosikgeit mündet oder in ein ähnliches Desaster wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wird sich noch weisen. Wir haben es in der Hand. Illusionslos und leider auch prophetisch urteilte Hermann Broch in den Jahren 1908/1909 über die kommenden Jahre, als er schriftlich notierte: "Nicht ein Stil will enden, eine Zivilisation schickt sich dazu an."
Eben diesen Weltuntergang beschrieb in Folge Karl Kraus in "Die letzten Tage der Menschheit", wobei darin nichts erdacht, sondern alles zitiert war. Klaus Albrecht Schröder, der Direktor der Albertina Wien verband wiederum in seinem Einleitungstext "Zeitenwende" im Katalog zur Ausstellung "Egon Schiele und seine Zeit" (1988) die erwähnten Hermann Broch Zitate und das Karl Kraus’sche Marstheater mit der Kunst von Egon Schiele, in dem Schröder schrieb: "Die Kunst von Egon Schiele und Oskar Kokoschka erzählt auf ihre Weise dasselbe wie Karl Kraus’ 'Die letzten Tage der Menschheit'. Die Zeit danach? - Nach Weltuntergang." Soweit dazu.

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Wenden wir uns wieder der Gegenwart zu und also hinein in die Wiener Albertina zur Social Conference, an dem zunächst einmal Ivana Novoselac-Binder, ihres Zeichens zuständig für die Social Media Agenda der Wiener Albertina, einleitende Worte zur Egon Schiele Ausstellung wohlfeil zu formulieren verstand. Danach übergab sie das Wort an Stylistin Olga Schloemer, die im Vorfeld zur Fashion Lounge einen kurzen Einblick über die Mode und deren Veränderung im Fin de Siecle gab. Nachzulesen und nachzusehen ist diese Social Conference z.B. auch auf Twitter unter dem Hashtag #SalonAlbertina bzw. unter #AlbertinaSchiele. Neben den zwei Hauptrednern sind in dieser Episode auch zwei Musikstücke zu hören. Original Schellack-Aufnahmen mit Helen Trix und dem Song "The Bird on Nellies Hat" von 1907, sowie "Tell Me Pretty Maiden" von Florodora von 1908. Ob Egon Schiele diese Lieder jemals zu Gehör bekommen hat ist allerdings nicht verifiziert. //

Text, Fotos und Podcast-Produktion: Manfred Horak