BartolomeyBittmann Interview 2022 by Manfred Horak

Ein Jubiläum gehört gefeiert. Das BartolomeyBittmann Interview zum neuen Album "zehn", das sich als wahre Fundgrube für Musik-Gourmets erweist.

BartolomeyBittmann Interview 

Die Suche nach der akustischen Essenz ihrer Instrumente ohne Verwendung von Elektronik oder Effektgeräten steht seit 2012 im Fokus von Matthias Bartolomey (Violoncello) und Klemens Bittmann (Violine und Mandola), die als Duo BartolomeyBittmann bereits europaweit und international erfolgreich konzertierten. Ihre Tour 2019 brachte sie z.B. sogar nach Japan, wo sie in einem klassischen Konzertsaal auftraten als auch in einem Rock-Club. Das sagt bereits sehr viel aus über ihren musikalischen Zugang und über ihre Musikkraftfelder. So auch zu hören auf ihren vier Alben "Meridian" (2013), "Neubau" (2015), "Dynamo" (2019) und "zehn" (2022).

Wichtige Parameter für eine interessante Geschichte

BartolomeyBittmann Interview CD CoverDieses neue Album mit dem schlichten Titel "zehn" (Preiser Records) ist eine wahre Fundgrube für Musik-Gourmets, die sich nicht vor der Herausforderung scheuen in eine detailreiche Musik einzutauchen, und in dieser Tiefe der Musik eine Vielzahl an Farben zu entdecken, die klangintensiv auf einen einwirken. Detailansichten von den Instrumenten, auf denen ihre spannungsgeladenen Geschichten zu hören sind, zieren das Album-Cover, fotografiert von Matthias Bartolomey. Ein Foto, das auf sehr gelungene Art die Essenz ihrer Musik vermittelt. Hinzu kommt, dass auf diesem Album das Duo deutlich versöhnlicher geworden ist, positiver, sonniger, ein bisschen mehr die schönen Aspekte des Lebens feiernd, obwohl, oder gerade weil die allgemeine Weltenlage einem nicht unbedingt positiv stimmt. "Ich glaube", so Matthias Bartolomey, "unsere Überlegungen sind in erster Linie immer nach einer interessanten und abwechslungsreichen Geschichte, die wir an einem Konzertabend erzählen. Da gehören tröstliche, fröhliche, heitere, lustige Sachen, genauso dazu wie nachdenkliches, melancholisches, aggressives, destruktives. Das sind alles wichtige Parameter für uns eine interessante Geschichte zu bauen."

Das hat mit Sicherheit unsere Komponiertätigkeit geprägt

Klemens Bittmann spinnt diesen Gedanken weiter: "Es ist unbestritten, dass Einflüsse von Außen immer unsere Stücke und kreativen Prozesse beeinflussen. Das Weltklima mit Sicherheit; eine allgemeine politische Bewegung und Unruhe; die politischen Verhältnisse auf der Welt, was internationale Momente angeht. All das hat uns immer interessiert und geprägt. Aber das außerordentlichste war mit Sicherheit die Pandemie, weil wir das beide zu unseren Lebzeiten vielleicht nicht erwartet hätten, dass so etwas auf uns zukommt. Das hat mit Sicherheit unsere Komponiertätigkeit geprägt. Ich schätze es als großes Geschenk, dass ich in diesem luftleeren, im freien Fall sich befindenden Zustand, in dem wir alle plötzlich waren, mit Matthias einen Partner an meiner Seite hatte, wo ich dann trotzdem in einem kreativ schaffenden und damit sich selbst ausdrückenden Prozess gehen konnte. Diese Pandemie hat mit Garantie das eine oder andere Stück geprägt. Ich kann mich an Momente erinnern, wo wir versucht haben etwas fröhliches zu schreiben und es ist etwas zutiefst nachdenkliches herausgekommen, weil es sich einfach immer wieder dorthin gedreht hat."

Nahtlos tief die Bräune, sportlich die Figur

BartolomeyBittmann Interview mit Manfred HorakNeben dem Titelstück besonders hörenswert ist das knapp siebenminütige "Intellektomat", das einige besondere Schichten an Gefühlsmomenten preisgibt, sowie gleich auch der Einstieg ins Album, "Turbohecht", das einmal mehr des Duos Dynamik und Energie bei gleichzeitiger Leichtigkeit betont, sowie die recht kurzen Stücke "Süden" und "Miniatur". Beide sind schlicht und ergreifend schön anzuhören. Ein Stück auf dem Album heißt wie das Fendrich-Lied "Schickeria", und im Innenteil des CD-Covers ist passenderweise ein Fendrich-Zitat abgedruckt, das da lautet: "Nahtlos tief die Bräune, sportlich die Figur." Klemens Bittmann: "Ich glaube, es gehört einfach zur österreichischen Songkultur und Humorgeschichte dazu, sich mit Fendrich beschäftigt zu haben." Diese Komponente für das Album "zehn" hat sich allerdings eher zufällig ergeben und das Duo wollte ursprünglich gar keine Hommage an Rainhard Fendrich machen, "aber es hat sich irgendwie so ergeben", so Matthias Bartolomey: "Es war vor allem die Tatsache, dass jemand in Bad Aussee, wo wir gerne komponieren und uns auch oft zurückziehen, jemand groß auf die Wand des Hauses gesprayt hat: Schickeria." Live ist das schicke Duo mit diesem hörenswert-spannenden, neuen Repertoire zum Glück auch wieder zu hören, von Madrid bis St. Pölten, von Schladming bis Sizilien und von Japan bis Wien, u.a. am 10.5. in der Sargfabrik. Alle Live-Termine gibt es auf der Seite von BartolomeyBittmann. //

BartolomeyBittmann Interview, Podcast-Produktion, Text und Fotos: Manfred Horak

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