Worum geht es im Leben? "Shoppen und Essen - das Leben geht mit großen Talenten ziemlich bösartig um", sagt die Tragödie, und "natürlich geht es um Kommunikation, aber müssen wir darüber reden?!", sagt die Komödie. Die Sprache der Tragöden besteht aus Wörtern wie: Schmerzen - Ängste - kaltherzig - häßlich - geplant - Anwälte ... Die Sprache der Komödianten benutzt Beschreibungen wie: Panik - Seifenblasen - niederschmetternd - abserviert - spionieren - Glockengebimmel... In der Tragödie ist die Heldin nervös und "wird immer ein Mensch bleiben, der Hilfe braucht." In der Komödie ist sie "unsicher, und muss sich deshalb gut verkaufen". Die verzweifelte Heldin bleibt unglücklich, und diejenige, die um ihr ungerechtfertigtes Selbstbewußtsein weiß, findet ihr Glück. So weit so gut, aber was macht "ein Sujet für einen lauen Kino-Abend" zu einem Woody-Allen-Erlebnis? Leider hat der unvergessliche Stadtneurotiker, Woody Allen, seine berührende Dringlichkeit, was das reale Leben ist, oder was nur eine Geschichte - und wie das alles zusammenhängt, oder eben gerade nicht (und warum eigentlich nicht, um des Himmels oder des Teufels oder dieser verflucht flüchtigen Liebe Willen!) verloren. Es sprüht nicht mehr in seinen Filmen, es plätschert und tröpfelt - ab und zu läuft es, nur: Wo ist der Zauber geblieben? Und: Was ist passiert? Ratlosigkeit. Ratlosigkeit? Genau, das war es, was seine Geschichten so spannend gemacht hat. Er war immer irgendwie unbefriedigt, weil ratlos. Es war seine fieberhafte Suche, sein Verlangen nach Antworten, in diesem seltsamen Kriminalstück namens 'Leben'. Plötzlich ist er kein Detektiv mehr. Er bewegt sich im Milieu der wohlhabenden New Yorker Künstler und betrachtet sie wie sie sind, ohne noch wirklich skandalöse tiefere Wahrheiten zu finden (oder finden zu wollen). Scheinbar, wie in diesem Film demonstriert, hängt es allein von der Betrachtungsweise ab, ob man sich das Leben leicht, oder eben etwas schwerer macht. Die äußeren Umstände scheinen keine existenzielle Wirkung darauf zu haben, denn "man hat eben", oder, anders formuliert: ums Überleben muss man sich nicht weiter kümmern. Man wird berühmt oder eben nicht. Man verliebt sich glücklich oder eben nicht. Sonst kennt man keine Sorgen. Schade eigentlich. Was berührt denn einen Menschen noch leidenschaftlich, für den das Leben bedeutungslos ist? Der nur damit beschäftigt ist, ob er zu fett, oder aber ein guter Fang ist? "Bleiben Tränen nicht Tränen?" Privilegiert oder degeneriert - wer stellt hier die Frage!? (Stephanie Lang; 2005)
Filminfos: Melinda und Melinda Bewertung: @@@ {sus_amazon id=B000BCINU6&pid=kulturwoche-21} Im Verleih von Centfox Film GmbH Buch und Regie: Woody Allen Darsteller: Radha Mitchell, Will Ferrell, Chloe Sevigny, Amanda Peet, Jonny Lee Miller
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