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Empfehlungen zur Viennale '06.
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"Wie soll man sich denn da entscheiden! Da fang ich doch lieber erst gar nicht an", sagt ein Filminteressierter mit dem Pocketguide der Viennale '06 in der Hand.
Festivalleiter Hans Hurch empfiehlt: "Am liebsten wäre es mir, wenn sich jeder sein eigenes Festival zusammenstellt, und so etwas einzigartiges erlebt." Trotzdem kündigte er diverse besondere Zuckerln an, die man sich dann doch nicht entgehen lassen sollte. 


Die Viennale '06 beinhaltet ca. 300 Filme im Zeitraum 13. bis 25. Oktober, mehr noch als im letzten Jahr. Was allerdings an einer etwas größeren Anzahl von Kurzfilmen liegt. Das kann man beim besten Willen nicht alles schaffen. Richtig, aber bevor man sich davon ganz abschrecken lässt, sollte man sich ruhig durch ein paar Empfehlungen an das Festival heran tasten. Vielleicht kommt man auf den Geschmack, kommt ins Fieber, und ist nachher so satt, wie schon lange nicht mehr.

Am Anfang ist immer der Trailer

v06trailer004Besonders stolz ist Hans Hurch darauf, daß sie es geschafft haben Leos Carax dafür zu gewinnen, den diesjährigen Minuten-Trailer zu inszenieren. Das Zauberwort war: Er kann machen, was immer er will - es gibt keine einzige Auflage. (In ausgewählten Kinos ist der Trailer schon seit einiger Zeit zu sehen.)

Die Viennale freut sich auch sehr, daß es so viele Erstlingsfilme zu sehen gibt, die in der Qualität den schon bekannteren Kollegen erfreulicherweise in nichts nachstehen, im Gegenteil. Und das Festival fühlt sich geehrt, das so manche/r Filmemacher/in die Uraufführung ihres Films hier in Wien feiern wollen, "weil es in Wien noch so viele wirklich schöne Kinos gibt. Das hat kaum mehr eine andere Festivalstadt zu bieten."

Zu den Empfehlungen:

Die Viennale selber bietet eine Vorauswahl mit dem Prädikat "Propositions" an. Das ist ein kleines Zeichen im Pocketguide neben den Filmtiteln, egal in welcher Kategorie. Es sind Filme, die einen radikalen und avantgardistischen Zugang zum Medium Film gewählt haben. Man kann sich also einen Eindruck verschaffen, wohin sich das Kino in den nächsten Jahren entwickeln könnte.

Besonders zu empfehlen ist die Diskussion am 22.10. um 18 Uhr: Love, Peace and Destruction - ein Gespräch mit den Festivalgästen Kenneth Anger, Peter Whitehead, Robert Fenz, Agnès Varda, Viva und Vera von Lehndorff (Veruschka). Es lohnt sich, all diesen Namen auf der Viennale-Homepage nachzugehen, und sich die dazu gehörigen Filme vorzumerken. Schließlich sind diese Menschen daran beteiligt gewesen, dass es unsere gewohnte Popkultur überhaupt gibt. Darüber hinaus gibt es sogar die Chance konkrete Fragen zu stellen, zum Beispiel, was sie so in den 30 Jahren nach der heißen Phase gemacht haben.

Überhaupt sind die Diskussionen und Gespräche in der Viennale Zentrale zu empfehlen. Dazu gibt es extra Programmzettel mit detaillierten Informationen zu den ausnahmslos kostenlosen Veranstaltungen.

v06pervert001Dominic Angerame, ein weltweit bekannter Experimentalfilmer, hat zwei Kurzfilm-Programme zusammengestellt, die er selbst einführen und kommentieren wird. Seine Kompetenz wird auch an diversen Universitäten und Filmhochschulen in den USA geschätzt und genutzt. Das Angebot sollte man sich bei Bedarf nicht entgehen lassen. 

Interessant sind auch die Schätze, die aus dem Filmarchiv zur Verfügung gestellt werden, diesmal unter dem Motto: "Nicht mehr fliehen". Es zeigt Filme, die als Beginn des neuen deutschen Films gelten und in Bezug auf unsere heutige gesellschaftliche Situation und die der kommerziellen Filmlandschaft eine neue Brisanz bekommen, sowohl filmtechnisch, als auch inhaltlich. Die Namen sind allesamt sehr bekannt geworden und es ist eine der wenigen Möglichkeiten die Filme im Kino, wofür sie ursprünglich gemacht wurden, sehen zu können.

Wer letztes Jahr das zehnstündige Epos von Lav Diaz genossen hat, hat dieses Jahr die Möglichkeit der 8 1/2 stündigen Weiterführung beizuwohnen. Der Film heißt "Heremias" und läuft unter Special Programs.
Konkrete Filmtipps gibt es natürlich auch von den Mitarbeitern der Viennale selber, also von denen, die alles schon gesehen haben: unter Tipps - dem kleinen Photo mv06newsfrom004it der Glühbirne. Für diejenigen, die einen für sich wichtigen Film nicht sehen können, gibt es erstmalig noch eine weitere Möglichkeit, nämlich zwischen dem 25. und dem 27. 10. in Graz. Ob der Film dabei ist, kann man im Programm nachlesen unter: www.viennale.at/visiting 

Besonders schöne Filme laufen während der diesjährigen Retrospektive im Filmmuseum, nämlich Filme von Jacques Demy und Agnès Varda, die hier zusammengefasst wurden, weil sie bis Demys Tod ein langjähriges privates Paar waren. Über diese Retrospektive ist auch ein sehr empfehlenswertes Film-Buch vor Ort erhältlich.

Mein persönlicher Tipp sind zwei sehr unterschiedliche Dokumentarfilme, beide in der Urania:

The Pervert´s Guide to Cinema von Sophie Fiennes am 25.10. um 21 Uhr und News from Home/News from House von Amos Gitai am 16.10. um 16 Uhr, der auch anwesend sein wird. (Stephanie Lang)