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„Die Fast Food Konzerne müssen bei ihrem Essen sparen, um mehr Geld in die Werbung stecken zu können. Fast Food beweist, dass man zugleich an Verdauungsstörungen und Unterernährung leiden kann. Fast Food Restaurants sind die einzigen Orte, wo man sich bei einer Kasse anstellen muss, um vergiftet zu werden. Alles wird in viel Plastik gepackt, damit man der Müllspur zur nächsten Filiale nachgehen kann.“ Diese in Worte gefassten Gedanken stammen leider nicht von mir, sondern erschienen im Jahr 1982 in der Textbeilage zur LP „McRonalds Massaker“ von Drahdiwaberl. Worte, die mir damals (als 16-jähriger) schon (wie heute noch) für richtig erscheinen. Der Dokumentarfilm „McLibel“ hat freilich mit Drahdiwaberl nichts zu tun, sehr wohl aber gewissermaßen mit einem Massaker für McDonalds. Helen Steel verbreitete ein Flugblatt, indem es genau darum ging, was Drahdiwaberl im LP-Cover abdruckte – mit dem großen Unterschied, dass Drahdiwaberl (meines Wissens nach zumindest) nicht verklagt wurde, Helen Steel jedoch sehr wohl. Das Flugblatt besagte im wesentlichen, dass McDonalds Werbung für ungesundes Essen mache, die Arbeitnehmer ausbeute, die Armen beraube, der Umwelt schade, und sich der Grausamkeit gegenüber Tieren schuldig mache.

Nein, ich entschuldige mich nicht! 

McDonalds verklagte also Helen Steel und erwartete eine Entschuldigung, damit die Klage fallen gelassen wird. Sie wäre beileibe nicht die Erste gewesen, die sich mit einer derartigen Entschuldigung aus der Affaire gezogen hätte. In einem Verleumdungsprozess in England liegt die Last der Beweisführung nämlich allein beim Beklagten. Dieses Gesetz hat schon einige Menschen und Organisationen in den Ruin getrieben. Drei der fünf Beklagten Aktivisten und die größten Medienunternehmen des Landes wie z.B. Channel 4, BBC, The Sun, The Daily Telegraph und The Guardian wählten aus Angst vor einem Gerichtsverfahren, bei dem alle Kosten auf ihnen lasten lieber den Ausweg der öffentlichen Entschuldigung. Helen Steel entschuldigte sich jedoch nicht und gemeinsam mit Dave Morris nahm Sie die Herausforderung an. Die Folge: Der längste Prozess in der englischen Rechtsprechung. 

Der Fisch Mac fischelt!

„Zuerst waren die Laberln“, singt Stefan Weber im Titellied des Albums, „laut Kodex zu fett/man hat’s Gesetz verändert, des war wirklich nett/bei uns kriagt a Weltkonzern/a gmachtes Bett“ – und, weiter: „Aber wir warten net gebannt auf die Gallenkolik/da ess ma ja no lieber Chappy oder Frolic/wir pfeifen auf sterilen Plastikschick/wir erklären ganz einfach dem McDonalds den Krieg.“ Interessant eigentlich, wie sehr Drahdiwaberl die Handlungsweise von Helen Steel und Dave Morris vorwegnahm. Kurzum: Das befreundete Duo legte sich mit dem Weltkonzern an – und gewann. Das alles und noch viel mehr zeigt der Film „McLibel“, denn dankenswerter Weise wurde vieles mitgefilmt, was im Laufe der zehn Prozessjahre geschah. Der Film gibt Mut, vor allem auch jenen, die immer wieder zu hören bekommen, „Leg dich mit denen nicht an, sie werden immer stärker sein!“ Falsch. Redefreiheit ist nämlich gültiges Grundgesetz für alle Menschen, und daran können – wie man an diesem Beispiel sehen kann auch Weltkonzerne letztlich nichts ändern (auch wenn der Weg dahin steinig und langwierig ist). Ein Film für alle Idealisten und solche die es hoffentlich noch werden. (Manfred Horak) 

mclibel1Link-Tipp:
http://www.mcspotlight.org/

CD-Tipp:
Drahdiwaberl - McRonalds Massaker

Film-Infos:
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Im Verleih von Poly Film

Produktion & Regie: Fanny Armstrong
Schnitt: David G Hill, Gregers Sall
Ausführender Produzent: Peter Armstrong
Drehbuch: Ken Loach
Produktionsassistenten: Lizzie Gillett, San Davey
Schnitt Assistenten: Andrew Depledge, Justin Badger
Original Musik: Chris Brierley, Alfie Thomas, Johny Brown, Guy Jackson, Luminous Frenzy, Band of Holy Joy, The Playthings
Kamera: Franny Armstrong, Peter Armstrong, Neve Cunningham, Mick Duffield, Helen Steel
Tonmischung: Neil Hipkiss @ Master Tracks
Postproduktion: James Bamford @ The Mill
Grafiken: David G Hill, Dave Recchia
Rechtsbeistand: Robin Lewis, Tamsin Allen, Stephen Grosz @ Bindman & Partners
Tonaufnahmen: Ian Macpherson, Brian Healy
Zusätzliche Kamera: Jeff Baynes, Shane Bunce, Tom Harding