Lange hat er seine Fangemeinde warten lassen. Vier Jahre nach Erscheinen des letzten Dendemann-Albums "Die Pfütze des Eisbergs" wird nun endlich mit hervorragenden Tracks für Ohren, Herz und Hirn auf der neuen Platte "Vom Vintage Verweht" nachgelegt.
Der Tonträger enthält 14 rhetorische Glanzstücke. Die Beats sind vintagemäßig im Stil der 1980er Jahre gehalten. Es dominieren Keyboardsounds, knackige Schlagzeugpassagen und E-Gitarrenriffs. Überhaupt ist der Musik auf "Vom Vintage Verweht" ausreichend Tribut zu zollen. Besonders die Drumlines bei "0 Robota", "Und wenn ja, warum?" und "Papierkrieg" sind so gut gelungen, dass sie auch nach zigfachem Hören noch aufregend klingen. Ebenso die E-Gitarren. Es wird auf einen sehr handgemachten Sound der Beats gesetzt und damit ein wenig zurück zu den Wurzeln des Hip Hop gekehrt. Die Texte sind in diesem Fall immer das Wichtigste. Auch auf seinem dritten Soloalbum "schreibt Dende Blomquist Raps zum weiterkommen", um es mal mit seinen eigenen Worten auszudrücken.
Wortgewandte Kritik, mehr am Computerzeitalter als an der Informationsgesellschaft, wird in "0 Robota" geübt. Der Track hat es in sich. Die Beats gehören mit den anfangs entspannten Shuffles und dem Break am Ende des Stückes zu den einfallsreichsten des ganzen Albums. Auch texttechnisch geht es in die Vollen und sogar Martin Luther kommt, intertextuell verwendet, zu Wort. Als bekennender Record Junkie erzählt Dendemann im gleichnamigen Song seine persönliche Geschichte des Hip Hop in Deutschland und spricht dabei aus, was wohl jeder Vinyl-Liebhaber denkt: "Dann kam die CD, die jeder mag und niemand liebt". In diesem Stück gelingt es mit dem Text ein besonderes Niveau zu erreichen. Der Track ist eine Aneinanderreihung von grandiosen Wortspielen, überraschenden Vergleichen und sprachlichen Feinheiten. Der Reigen an tiefgründigen Reimen gipfelt im letzten Song "Papierkrieg". Dieses Werk ist ein so stimmiges Zusammenspiel von Beat, Sample und Text, wie es eher selten zu finden ist. Eingebaut ist eine Passage aus "Explosion" der Band Tocotronic, um die ein brillanter Text und schöner Beat gebastelt wurde. Ein besonderer Genuss für den Hörer.
Das komplette Album zeichnet sich von vorne bis hinten durch gut gebaute Texte aus, an denen man laufend neue Aspekte entdeckt. Man kann sich - im Gegensatz zum Live-Album abersowasvonlive (2008) durchaus längere Zeit mit der Interpretation dieser Rap-Dichtung befassen und die Beats unterstützen die sprachlichen Feinheiten perfekt. Diese Platte ist für alle Liebhaber der ausgefeilten Rhetorik ein absolutes Muss. (Katja Kramp)
CD-Tipp:
Dendemann: Vom Vintage Verweht
Musik: @@@@@
Klang: @@@@
Vetrieb/Label: Yo Mama’s Recording/Sony Music (2010)