Mit dem aktuellen Album "Brothers in Bamako" hören wir Songs, die - auf der Suche nach den Wurzeln des Blues und der Afro-Amerikanischen Musik - unmittelbar berühren.
Die erste Zusammenarbeit von Eric Bibb und Habib Koité kann auf der Kompilation "Mali to Memphis" nachgehört werden und liegt gute zehn Jahre zurück. Das aktuelle Projekt ist die längst fällige Fortsetzung diese Freundschaft erneut musikalisch zu dokumentieren, und dies bei Live-Auftritten zu manifestieren. Und, ja: Das Album "Brothers in Bamako" ist tatsächlich ein Manifest. Es wurde kurz vor den aktuellen Ereignissen in Mali aufgenommen [heftige Kämpfe und Militäreinsatz in Mali; Al-Kaida-Führer und Islamistenkommandeur in Mali getötet; Übergangsregierung; Präsidentenwahl im Juli 2013 geplant...; Anm.] und zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, Menschen durch Musik zusammenzubringen, unabhängig von Grenzen, Moden und wirtschaftlicher Gewalt.
Habib Koité, 1958 in Senegal geboren, wirkt seit über fünfundzwanzig Jahren als Gitarrist, Sänger und Ngoni-Virtuose in Bamako/Mali. Koité machte sich schon zu Beginn der 1990er Jahre in Frankreich einen guten Namen mit seiner westafrikanischen Musik, die aber auch westliche Einflüsse kannte. Eric Bibb wiederum kam 1951 in New York City als Sohn des Folk-Sängers und Schauspielers Leon Bibb zur Welt und kam früh mit Größen der New Yorker Folk-Szene zusammen - so z.B. mit Pete Seeger, Bob Dylan und Odetta. Unter dem Einfluss seines Onkels John Lewis, der als Jazz-Pianist und Arrangeur mit Dizzy Gillespie, Miles Davis und dem Modern Jazz Quartet spielte, widmete Eric sich bald dem Blues. Aber erst im Jahr 2005 gelang ihm in den USA der kommerzielle Durchbruch. Mit "Booker's Guitar" (Telarc; 2010), erreichte er später sogar Platz 1 in der Kategorie "Top Blues Albums" der Billboard Charts. Auf "Brothers in Bamako" gibt es wie bereits auf seinen Alben zuvor erneut eine Bob-Dylan-Coverversion. Nach Dylan-Songs wie "Gotta Serve Somebody", "Buckets of Rain" und "Just Like A Woman" ist nun der alte Hadern "Blowin' in the Wind" an der Reihe. Ob es aber nun eigene Lieder sind oder eben Cover-Versionen: Hier sind zwei Musiker zusammen, die so ziemlich die gleiche Sprache sprechen. Ihre Musik ist fern der Hektik des Alltags, sie ist tief verwurzelt im Spirituellen, und sie vereint diese Magie, die Blues als heilende Musik auszeichnet. "Send Us Brighter Days" etwa oder "We Don't Care" sind Lieder, die selbst einem Atheisten das Gefühl von Transzendenz wiedergeben können. Mal übernimmt der Griot die Melodieführung, mal ist es der Bluesman, aber immer stützt der eine den anderen. Letzten Endes ist beiden Musikern wichtig die Tradition zu bewahren und gleichzeitig einen großen Schritt zu gehen, sich inspiriert über stilistische Grenzen und Trends hinwegzusetzen, und diese neuen Wege dem Publikum nahe zu bringen mit Songs, die, wie eingangs erwähnt, unmittelbar berühren. (Text: Manfred Horak; Fotos: Michel De Bock)