Die satten Farben und Buntheit des Album-Covers ist ein Spiegelbild des zu Gehör gebotenen. Die Sopranistin Natalia Ushakova legt mit diesem Doppelalbum eine spannungsreiche Liedersammlung vor.
Die dunkle Mittellage und Tiefe reicht bei Natalia Ushakova bis in Mezzo-Regionen hinab, wobei diese extremen Höhen und Koloraturen wie ein leichter Schmetterlingsflug oder kretisch gleißendes Licht wirken. Die Auswahl der 19 Lieder - begleitet wird Ushakova vom Pan-European Philharmonia Orchestra unter Dirigent Uwe Theimer - reicht von nur allzu bekannten Arien wie jenen aus der Mozart'schen "Zauberflöte", Stichwort Königin der Nacht, bis hin zu Richard Wagners Elsas Traum aus "Lohengrin", Giuseppe Verdis "Il Trovatore" und Gioacchino Rossinis "Barbier von Sevilla". Schwerpunkt von CD 1 sind jedoch die Lieder von Gaetano Donizetti. Herausragende Szenen aus der sorgfältig gearbeiteten Oper "Lucia di Lammermoor", die zu Donizettis besten Werken zählt, wie auch die Cabaletta aus "Anna Bolena". Große Gefühlswelt bringt uns Ushakova zudem in Una voce poco fa von Rossinis "Barbier von Sevilla", der diese komische Oper bekanntermaßen in knapp drei Wochen geschrieben hat, und so klingt sie ja auch wie aus einem Guss. Schwungvoll, heiter, bezaubernd, heute wie vor knapp 200 Jahren (1816 fand die Uraufführung statt). Una voce poco fa aus dem 1. Akt ist jene Szene, in der Rosine ihrem Lindoro ein Briefchen schreibt und gerade aus dem Zimmer geht, als Bartolo und Basilio eintreten. Im ausführlichen Booklet-Text wird übrigens über Ahnungen von Ähnlichkeiten zwischen Maria Callas und Natalia Ushakova hinsichtlich gesanglichen Ausdrucks geschrieben Die Träne, die Ushakova in ihrem timbrierten Sopran anzuhören ist, lässt diese Vergleiche mit Maria Callas laut werden. Ein Vergleich, der einerseits zwar als großes Kompliment gegenüber Ushakova gemeint ist, andererseits eine bestimmte Erwartungshaltung an die Musikkonsumenten dieser Welt weckt, nämlich eine unerfüllbare. Wie auch immer. Die Buntheit des Albums und die Reinheit des Klangs überzeugen auch ohne Vergleiche in jeder Hinsicht. (Text: Manfred Horak; Foto: Universal)
CD-Tipp:
Natalia Ushakova
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Amadeo/Universal (2013)
Link-Tipp:
Natalia Ushakova