Obwohl er in der Wiener Szene eigentlich als experimenteller Jazzgitarrist bekannt ist, begibt sich Daniel Papst mit seinem Album "Full Of Light" in neue Gefilde und präsentiert sich als sensibler Singer/Songwriter, der gleichermaßen von Avantgarde, Rock, Pop und Jazz beeinflusst ist. Von Robert Fischer.
Was unterscheidet deine neue CD "Full Of Light" vom Vorgänger?
"Songs For A Hopeless Minder" war von sozusagen organischen Formen geprägt, mehr in einer frei improvisierten Manier interpretiert und hat deswegen einige an den Amerikaner Scott Walker erinnert. "Full of Light" ist ein Singer/Songwriter Album mit Einflüssen aus Pop, Jazz, Rock und Alternative Music im Allgemeinen, und jedenfalls meist im klassischen Sinne Songstrukturen unterworfen.
Welche Musiker haben dich bei den Aufnahmen unterstützt?
David Schweighart aus meiner Band hat Drums, einige Gitarren, Glockenspiel, Synths und sogar Trompete eingespielt und auch in manches Arrangement eingegriffen. Thomas Tannenberger hat das Album produziert, was in diesem Fall bedeutet, dass er die Reihenfolge der Songs ausgesucht hat, und die Freiheit hatte, den einen oder anderen Song aufgrund konzeptioneller Überlegungen aus dem Album zu nehmen. Teilweise hat er zusätzlich mit Effekten und Electronica in die Songs direkt eingegriffen, und Mix und Master des Albums gemacht. Den "Rest" habe ich selbst bewerkstelligt.
Was inspiriert dich zu deinen Songs?
Das ist ein weites Feld. Ich denke es gibt natürlich zum einen andere Musik, die mich inspiriert. Aber allein da ist das Feld weit. Von Zeitgenössischer Kunstmusik, über Jazz zu Pop. Aber vielleicht interessiert mich momentan gerade die Ruhe, Langsamkeit und Reduziertheit in der Musik. Ich habe viel Morton Feldman in den letzten Jahren gehört, aber auch Pop-Klassiker wie Radiohead oder etwas neuer, Grizzly Bear, oder auch viel von Constellation Records, einem Label in Montreal. Oft gibt es aber auch inspirierendes aus anderen Kunstgattungen. Surrealismus, Futurismus und Dadaismus. Vielleicht mehr auf textlicher Ebene. Aber ich denke die stärkste Inspiration sind emotionale Spannungen. Erlebnisse, die mich verändern, in ihren Bann ziehen und für mich nicht anders zu verarbeiten sind, als sie in Songs zu wandeln. In diesem Album geht es dabei oft um schmerzhafte Abschiede in ihren vielfältigen Facetten.
Warum trägt deine neue CD den Titel "Full Of Light"?
Ich muss zugeben, dass die Idee zu dem Titel von Thomas Tannenberger stammt, der aufgrund des Songtitels "Full of Light" auf diese Idee kam. In diesem Song geht es um das Sterben, das ich sehr eindringlich für mich erlebt habe, als mein Vater vor 5 Jahren starb. Es ist fast eine Art von Allegorie, in der selbst für mich nicht ganz klar ist, inwieweit es um mein eigenes Sterben oder das meines Vaters geht. In diesem Song geht es dann etwas pathetisch um das Auflösen des Körpers und einen Übergang in geistige Erleuchtung, getragen von einer für mich sehr tief empfundenen Trauer und das geht für mich nicht ohne Pathos. Ich habe mittlerweile zu diesem Song auch schon ein Video veröffentlicht.
Welche anderen anderen musikalischen Projekte hast du aktuell noch?
Ich spiele von Zeit zu Zeit mit dem Gitarrenkollektiv TRAFO (Chris Janka, Claudius Jelinek und Emanuel Preuschl), und war im letzten Jahr musikalisch im Einsatz mit der Performance-Künstlerin und Singer/Songwriterin Bella Angora, z.B. beim Donaufestival. Daneben habe ich ein mittlerweile selten zum Einsatz kommendes Kollektiv für freie Improvisation "Noisy Town Groove" genannt, mit Lukas Ligeti (dem Sohn György Ligetis), Chris Janka und vielen alternierenden Musikern vor allem der Wiener Szene. Dann sind immer wieder auch kleine kurzweilige Projekte am Start.
Was sind deine drei "All Time Favourite"-Alben?
Das ist fast unmöglich für mich, da mich so viele verschiedene Musikstile beschäftigen. Ich werde mich daher hier auf Pop-Alben reduzieren:
"Stranded" von Roxy Music
"Ok Computer" von Radiohead
"Evangelista" von Carla Bozulich
Du hast vor einiger Zeit auch dein eigenes Label gegründet - warum?
Das war eigentlich nur eine praktische Überlegung, auf die mich mein Vertrieb Hoanzl gebracht hat. Es ist so einfacher und direkter bei bestimmten Abrechnungsformen. Ich würde mich gerne mehr in die Labelarbeit vertiefen, sprich auch andere Musik auf dem Label herausbringen, aber das lässt mein Zeitbudget leider nicht zu.
Wie lauten deine Zukunftspläne?
Mit PABST jede Menge live spielen. Wir sind wirklich ein besonderes Live-Erlebnis. Meine Band mit Sascha Gorbach am Bass, Simon Usaty Vocals, Guitar and Synths und David Schweighart an den Drums und Vocals ist geradezu ideal für meine Musik. Wir spielen alles von ganz leisen zu wirklich explosiven Passagen und das mit einer Natürlichkeit die ich nicht oft zuvor hatte. Wir verlieren kaum in einem Moment die Idee des Bandsounds. Das braucht Empathie, Feinsinn und auch viel Sympathie und Respekt für einander. Ich will jetzt nicht maßlos angeben, aber meiner Meinung nach haben wir das alles und wollen es möglichst vielen Leuten zu Gehör bringen.
Was denkst du über die aktuelle Musikszene in Wien?
Durchaus spannende Sache. Die Entwicklung besonders im Bereich der Alternative Music und Indie Music ist beachtlich. Das Pop-Fest in Wien ist auch ein wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang. Die enge Kooperation zwischen FM4 und den Festival-Kuratoren hat Breitenwirksamkeit und gibt die Gelegenheit tolle Bands zu entdecken, die ich zum Teil nicht zuvor kannte. Wir durften leider noch nicht in diesem Rahmen spielen. Robert Rotifer, ehemaliger Kurator des Pop-Fest, mag allerdings unser neues Album und hat es schon mehrmals auf FM4 auszugsweise gespielt. Aber auch in den Bundesländern ist die Festival-Dichte erstaunlich und die Qualität zum Teil auch sehr hoch bei den heimischen Acts. Manchmal wünscht man sich aber auch ein bisschen mehr Mut zum Anderssein sowohl bei den Künstlern als auch bei den Rezensenten, Kuratoren und Moderatoren der Szene. Noch gibt es, beispielsweise in Wien, jede Menge Subkultur, aber bei immer schwieriger werdenden Umständen, bezüglich Geld verdienen mit Musik und höheren Lebenskosten in Wien und Umland kann diese Situation nicht lange halten. Man sieht das an Beispielen anderer Städte wie New York, San Francisco, London, Paris, u.v.a. Da wird es für kleine Veranstalter beinahe unmöglich zu existieren bei horrenden Mietpreisen und folglich auch für subkulturelle Szenen.
Wird es in absehbarer Zeit ein drittes PABST-Album geben?
Ja! Ich habe schon wieder viele neue Songs und ich möchte diesmal mit der ganzen Band ins Studio und den größeren Teil zumindest dort produzieren. Ich denke, das wird wieder einiges ändern am Erscheinungsbild meiner Musik und sicherlich spannend sein.
Interview: Robert Fischer
Foto: Andrea Salzmann
CD-Tipp:
PABST: Full Of Light
Label/Vertrieb: 212 Records/Hoanzl (2013)
Link-Tipp:
Daniel Pabst
Live-Tipp:
09.10.2013 @ Fluc: In der Kubatur des Kabinetts