...wollte Adorno in Minima Moralia schreiben. Aber das war nur die erste, ursprüngliche Textfassung.

Bekannt wurde dieser Gedanke schließlich als sprichwörtlich gewordene Wendung "Es gibt kein richtiges Leben im falschen". Adorno beschäftigte sich im amerikanischen Exil unter dem Eindruck des faschistischen Terrors in Europa im zwei Seiten langen Aphorismus "Asyl für Obdachlose" mit den Schwierigkeiten, sich in modernen Zeiten irgendwo häuslich einzurichten. Quasi im Vorfeld zur bevorstehenden Nationalratswahl in Österreich fand das Vienna Humanities Festival statt. Der inhaltliche Bogen spannte sich von Russland 1917 über die 68er-Bewegung und das Wendejahr 1989 bis hin zu den jüngsten Umwälzungen in den arabischen Ländern und in der Ukraine. Darüber hinaus ging es auch um die Industrielle Revolution im 19. Jahrhundert, die ästhetische Revolution der Moderne und die digitale Revolution mit ihren weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungen. Im Rahmen dessen gestaltete Gustav & Band einen Liederabend im ORF RadioKulturhaus mit revolutionären Frauenschlagern, wie sie ihre Musik selbstironisch beschreibt.

Im Dschungel Wien wiederum sah man bei der Saisoneröffnung u.a. ein großartiges Theaterstück für 6+ mit dem Titel Gott und die Welt. Das will nämlich hinterfragt werden, wie das alles begann und wo das alles enden soll und warum Gott immer einen Bart hat und nicht auch einmal eine Frau sein kann, sehr frei nach der Textzeile "My God is great, my God is good / but don’t waste His time" von der relevanten Band Sparks aus dem neuen Album "Hippopotamus". Bleiben wir gleich im Theater: Volker Schmidt lässt in seinem Stück Freiheit den Satz "Aus Langeweile passieren Kriege und werden Start-Ups gegründet“ erklingen, um in späterer Folge die Überwindung der Errungenschaften des zivilisierten Umgangs zu zeigen. Und apropos Errungenschaften: Im Labyrinth des Wissens befindet man sich im neuen Haus der Geschichte in St. Pölten. Man sollte einiges Vorwissen und eine gute Schau- und Lesekondition mitbringen, um die elf Themencluster und die Fülle an Zimelien gedanklich (und überhaupt) verarbeiten zu können.

Intensive Beschäftigung verlangt auch das mit Tabu-Themen bespickte Album "Stille führt" von Thomas Andreas Beck. Kulturwoche.at traf ihn zum Interview, ebenso Gernot Feldner von der Wiener Folk-Rockband Harlequins Glance, sowie Simon Schellnegger und Julian Pieber von der Genre vermischenden Band Hands&Bits.

Wir baten aber nicht nur Musiker vor das Mikrofon, sondern auch Filmemacher, nämlich Lukas Valenta Rinner, der mit seinem zweiten Kinofilm "Die Liebhaberin" eine schwarzhumorige Reflexion über menschliche Beziehungen in einem kapitalistischen System zeigt und dafür den Großen Preis der Diagonale 2017 zugesprochen bekam. Die eigene Kindheitsgeschichte wiederum erzählt der Regisseur Adrian Goiginger in seinem Debütfilm "Die beste aller Welten". Hier wurde wiederum die Hauptdarstellerin Verena Altenberger bei der Diagonale als beste österreichische Schauspielerin ausgezeichnet.

Ja, und ein neues Format bzw. Themenfeld haben wir auch: Vom kulturellen Leben aus den Niederlanden mit deutlichem Schwerpunkt auf Hip-Hop berichtet Elena Todeva in Elena’s Music Bubble und zu guter Letzt erhielt Kulturwoche.at eine Auszeichnung, nämlich den J!otto 2017 in der Kategorie Branchenportale mit besonderem Dank an Webmaster Sigrid Gramlinger. In diesem Sinne wünschen wir eine richtig gute Kulturwoche. //